Südkorea ist ein Land zwischen konservativen Ansichten und modernen Einflüssen, die aus dem Westen regelrecht überschwappen. Bei so strengen Schönheitsidealen in Korea, für die man ganz offen bereit ist, sich unters Messer zu legen, lebt man das Motto wer schön sein will, muss leiden mehr als eindeutig. Viel zu selten wird allerdings erwähnt, was denn eigentlich das dort vorherrschende Normalgewicht wäre. Von dieser Frage getrieben habe ich mich für euch durch die unterschiedlichsten Blogs, Touristenberichten, Meinungen von Einheimischen und Trends der letzten Jahre gearbeitet. Was ich dadurch rausfinden konnte, ist erstaunlich. So gab es vor nicht allzu langer Zeit (liegt keine zehn Jahre zurück) einen gar schon gefährlichen Trend, bei dem man als besonders schön galt, wenn der gesamte Bauch hinter einem A4-Blatt verschwinden konnte.
Eine der schockierendsten Tatsachen ist wohl, dass man Koreaner so offen nach ihrem Gewicht fragen kann, wie man es hierzulande bezüglich der Lieblingsfarbe oder des Lieblingstiers tun würde. Aus diesem Grund ist das auch eine häufige Angabe in Steckbriefen zu K-Celebrities. Wobei man davon ausgehen muss, dass immer um ein paar Kilo gemogelt wird, wie man es auch in puncto Körpergröße macht (es leben die Schuheinlagen!).
Eine ganz andere Frage, die ich mir bei meinen Recherchen irgendwann stellte; wie schaffen Koreaner es, bei so viel Convenience Food und gesüßten Nachspeisen wie Softdrinks denn bitte, so dünn zu bleiben? In kaum einem anderen Land nimmt man schließlich öffentliche Einrichtungen und damit Fresstempel so aktiv in Anspruch, wie hier. Das auswärts Essen ist wesentlich günstiger, als man es von sonst wo kennt. Wer nicht gerade talentiert darin ist, zu kochen, wird also viel Zeit damit verbringen, die unterschiedlichsten Restaurants auszutesten. Immerhin will man in der Mittagspause auch satt werden!
Koreaner(innen) sind immer auf Diät!
Heute wird gesündigt, morgen wird wieder strikt Diät gehalten. Denn die Fettabsaugung gehört nicht unbedingt zu den häufigsten Schönheitseingriffen, die man in Korea vornehmen lässt. Begleitet von Webcomics, wie Dieter (nicht der deutsche Name, sondern das englische Wort) steht man einen Kampf gegen den inneren Schweinehund durch, um dann immer wieder fleißig essen zu können. Ein nicht endender Teufelskreis, der nebenher in Let’s Eat 2 mit Humor zur Schau gestellt wird.
Zu den wohl absurdesten Diäten, an denen man mit einer wahnsinnigen Sturheit festhält, zählen:
- Die Bananen-Diät hat ihren Ursprung in Japan, wurde in Korea durch Seo Inyeong bekannt, die 6 kg in 4 Wochen dadurch abnahm. Dabei werden morgens und als einmaliger Snack tagsüber 1 bis 3 Bananen insgesamt gegessen und zwischendurch gibt es nur Gesundes, nichts Fettiges.
- Bei der Pappbecher-Diät nimmt man immer nur Portionen zu sich, die in einen Pappbecher á 200 ml passen. Dabei werden auch Kohlenhydrate und Proteine genau bemessen. 9Muses haben diese Diät gemacht.
- Die One-Food-Diät ist da schon um einiges qualvoller, da man sich ein kalorienarmes Essen aussucht und dies den ganzen Tag über isst, wann immer man Kohldampf bekommt. Park Bom hat diese Diät schonmal mit Salat und ein andermal mit Wassermelonen gemacht. Dasom von Sistar hat mit einer Gurkendiät ganze 10 kg in drei Wochen abgenommen.
- Eine ganz spezielle Diät haben Girl’s Generation eingehalten, als sie zu neunt den ganzen Tag über nicht mehr als 1.500 kcal zu sich genommen haben. Nein, nicht pro Person!
Das Phänomen des Drangs zur ständigen Diät ist auch bei der Befragung verschiedener Passanten zu sehen, die ASIAN BOSS zu dem Thema vorgenommen hat:
Eine Sache haben die beschriebenen Diäten auf jeden Fall gemeinsam: Sie treiben die Gefahr zum Jojo-Effekt gewaltig in die Höhe, da man hierbei ausschließlich auf Gewichtsverlust setzt. Zum richtigen Abnehmen zählt hingegen ein gutes Gleichgewicht aus täglichem Energieumsatz und dem täglichen Energiebedarf. Rund 1.900 kcal nimmt der Deutsche im Durchschnitt pro Tag zu sich.
Der BMI vieler Koreaner ist viel zu niedrig
Generell gelten hier bei uns folgende Werte, wenn es um den Body Mass Index, kurz BMI, geht:
Männer | Frauen | |
Untergewicht | unter 20 | unter 19 |
Normalgewicht | 20 bis 25 | 19 bis 24 |
Übergewicht | 26 bis 30 | 25 bis 30 |
Adipositas | 31 bis 40 | 31 bis 40 |
starke Adipositas | über 40 | über 40 |
Alleine der BMI bestimmt natürlich nicht das persönliche Wohlfühlgewicht, aber es ist unumstritten, dass diese Werte nicht zu stark unterschritten werden sollten.
Geht man nach den durchschnittlichen Gewichtswerten von Girl’s Generation, die auch in puncto Schönheitsideale oftmals Trendsetterinnen sind, haben wir hier einen Niedrigswert von meist 16,7 (Yuri) und einen Höchstwert von 19,2 (Tiffany). Nun wird es aber knifflig. Der BMI variiert natürlich nach Weltgegend. Da Asiaten eine ganz andere Statur haben, liegen hier die Werte ganz wo anders:
- unter 18,5 gilt als Untergewicht
- 18,5 bis 22,9 gilt als Normalgewicht
- 23 bis 26,9 gilt als Übergewicht
- alles über 27 wird als Adipositas definiert
Die Korean Diabetes Association zum Beispiel führt viele Studien in diesem Bereich durch, da ja schließlich auch das Körpergewicht für Diabetes entscheidend ist.
Die Relation ist in Korea einfach ganz anders
Abschließend komme ich zu dem Ergebnis, dass in puncto Gewicht eine ganz entscheidende Sache Relevanz trägt: Und zwar die Relation.
Koreaner und allgemein Asiaten sind einfach ganz anders gebaut, als Personen aus westlichen Ländern. Für Europäer haben zwei, drei Kilos oft keine große Bedeutung, während sich Koraner oft fühlen, als trügen sie nun unglaubliche Fettpolster mit sich. Ein Körperbild, das man hierzulande noch attraktiv und sogar sexy findet, wird in Korea hingegen schon oft Zielscheibe für Bodyshaming. Ein gesellschaftliches Problem, das bei anhaltenden Schönheitswahnen so schnell nicht aufgelöst werden kann.