Wer in Südkorea den Valentinstag verschwitzt, läuft vermutlich mit Scheuklappen durch die ostasiatische Welt. Bereits im Januar weisen Werbeplakate sowie gigantische Pappaufsteller in Kaufhäusern nämlich alles andere als subtil auf den nahenden Tag der Liebenden hin.
Doch Südkorea wäre nicht Südkorea, würde man sich lediglich auf diesen einen Tag beschränken, um Herzen zu gewinnen. Und geht man wider Erwarten dennoch leer aus, wartet der Kalender mit einem zusätzlichen Datum auf, an dem dieser Umstand gebührend betrauert werden darf.
Valentinstag in Südkorea
Wie fast überall auf der Welt, fällt auch in Südkorea der Valentinstag auf den 14.Februar. Im Unterschied zu den meisten anderen Ländern, kommen an diesem Tag jedoch ausschließlich die Herren der Schöpfung in den Genuss kleiner (und größerer!) Aufmerksamkeiten. Diese Tradition haben die Koreaner übrigens von den Japanern übernommen.
Der Valentinstag, wie wir ihn kennen, ist zwar vielerorts amerikanischer Import, hat seinen Ursprung jedoch in England. Die Herren beschenken an diesem Tag üblicherweise jene Frau, deren Herz sie gewinnen möchten.
Dass diese Tradition in Korea umgekehrt ausgelebt wird, also frau den Herzallerliebsten mit Aufmerksamkeiten bedenkt, kommt nicht von ungefähr: Früher mehr noch als heute, galt es nämlich als ungewöhnlich, wenn nicht gar unschicklich und ungebührlich, als koreanische Frau die Initiative in Herzensangelegenheiten zu ergreifen. Da kam ein offizieller Tag, an dem die Zuständigkeiten in Liebesdingen wechseln durften, gerade recht. Am 14.Februar war es der Dame also erlaubt, ihr Interesse am Objekt der Begierde zu bekunden, ohne dass hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde.
Bis heute wird diese liebgewonnene Tradition beibehalten. Und so tauschen Koreaner – zumindest im internationalen Vergleich – am 14. Februar die Rollen und es ist nach wie vor der männliche Part, der mit Süßem bedacht wird. Mit Schokolade! Genauer gesagt: mit dunkler Schokolade!
Südkoreanische Läden locken demnach zum Valentinstag mit herrlichen Angeboten. Ladentische biegen sich unter den aufwändig gestalteten Gaben, deren Basis aus dunkler Schoko – meist in Pralinenform – besteht. Darüber darf es durchaus bunt werden! Farbenfrohe Glasuren und allerlei Verzierungen machen die Süßigkeiten zum unwiderstehlichen Blickfang.
Schick verpackt in stilvollen Pappkartonagen – gerne in Herzform – und umwickelt mit feinem Organza-Stoff zur Schleife gebunden, wandert die Valentinstags-Aufmerksamkeit für das starke Geschlecht in großer Zahl über die Verkaufstresen.
Aufruf zum Gegenschenken: White Day
Exakt einen Monat nach dem Valentinstag, also am 14.März, dürfen sich südkoreanische Männer bei ihren Herzensdamen revanchieren!
White Day wurde Mitte der 70er-Jahre von einem Konditor ins Leben gerufen. Angesichts des zu erwartenden Profits, sprangen Süßwarenbetriebe mit Anlauf auf den fahrenden Zug auf. Die Namensgebung beruht darauf, dass vormals hauptsächlich weiße Süßigkeiten, wie Schokolade oder Marshmallows, als Geschenke dienten.
Mittlerweile wird am White Day allerdings aus der unendlichen Vielfalt des Warenangebots geschöpft. Neben allerlei exklusiv gestalteten Süßwaren, darf sich die Damenwelt üblicherweise auch an kostspieligeren Aufmerksamkeiten wie Schmuck, Taschen oder anderen Accessoires erfreuen. Grundsätzlich gilt: Je enger das Verhältnis, desto höher der Wert des Geschenks. Nicht selten übersteigt dieser die Gabe zum Valentinstag übrigens um ein Vielfaches.
Back Day in Südkorea: Auch trauern muss erlaubt sein!
Neben Valentinstag und White Day nennt Südkorea einen Tag sein eigen, der mit einem Augenzwinkern zu sehen ist.
Wer nämlich sowohl am 14. Februar als auch am 14.März leer ausging, betrauert dies in angemessener Form am 14.April und zwar im Rahmen des Black Days.
Singles – gerade auch jene, die es nicht länger bleiben wollen – finden sich gemeinsam in Bars und Restaurants ein, um bei schwarzen Speisen gemeinsam zu trauern. Traditionellerweise wird Jajangmyeon verputzt, ein Nudelgericht mit zähflüssiger, schwarzer Sojabohnensauce. Akkurat in schwarze Kleidung gehüllt, darf nach allen Regeln der Kunst darüber lamentiert werden, wie eintönig das Singleleben doch ist.
Und wer weiß? Vielleicht finden am Black Day einsame Herzen zueinander, die sich im Folgejahr zu Valentinstag und White Day mit liebevollen Aufmerksamkeiten gegenseitig übertrumpfen.