Der Dorfpolizist Jeon Junggo (Kwak Dowon) sieht sich im wahrsten Sinne des Wortes brutal aus seinem Berufsalltag gerissen, als ein grausige Mordserie sein Dorf erschüttert. Die beunruhigende Gemeinsamkeit bei all diesen Morden: Sie wurden stets von geistig scheinbar völlig verwirrten und apathischen Familienmitgliedern an ihren Angehörigen verübt. Als erste Erklärung sollen Wahnvorstellungen herhalten, die durch halluzinogene Pilze hervorgerufen wurden.
Originaltitel 곡성
Erscheinungsjahr 2016
Genre Mystery-Thriller
Filmdauer 156 Minuten
Wer streamt? –
Regie Na Hongjin
Klassische Horror-Stilmittel. Was Soundkulisse, Kameraarbeit, Figurenzeichnung sowie die gewählte Kulisse anbelangt, kommt „The Wailing – Die Besessenen“ im Gewand eines Horrorfilms daher, der es letztlich auch ist. Die Gewaltdarstellungen erfolgen dabei, bis auf wenige Ausnahmen, immer nur indirekt – in Form der grausigen Tatorte, die Jeon Junggo unter die Augen kommen. Dadurch wirkt der Film teilweise wie ein Krimi, was den Machern auch durchaus bewusst war. So bleibt es fast bis ganz zuletzt vollkommen obskur, warum diese Morde passieren.
In bester Krimi-Manier wird das Ganze noch mit zwielichtigen Figuren garniert, deren Motive lange Zeit unklar bleiben. All das nährt wiederum den Horror-Part. Denn als Zuschauer ahnt man bereits früh, dass hier doch mehr am Werk sein muss, als das bloße Auge sieht …. oder ist es am Ende doch etwa nur der Aberglaube der Dorfbewohner, der das wahre Problem verschleiert?
Eine nebulöse Vogelperspektive. Ich habe mir „The Wailing“ zweimal angeschaut. Einmal vor längerer Zeit und noch einmal im Vorfeld dieser Rezension. Und beide Male musste ich wirklich in mich gehen, um zu evaluieren, was ich denn jetzt eigentlich von diesem Film halte. Dies lag vor allem am Plot. Der bedient sich diverser Stilmittel, die wahrscheinlich einige Zuschauer vor den Kopf stoßen werden. Und auch ich musste ein wenig damit hadern, befand aber letztlich, dass sie dem Film zum Vorteil gereicht haben.
Anfangs wirkt der Film, so ernst das Thema auch ist und so düster er schlussendlich ausfällt, gerade im ersten Drittel teilweise wie eine Horror-Komödie. Die abergläubischen Dorfbewohner sowie der sehr zerstreut wirkende Protagonist, der Dorfpolizist Jeon Junggo, liefern in ihren Dialogen sowie in ihrem Verhalten teilweise Einlagen, die wirklich Slapstick würdig sind. Ein krasser Kontrast zum ansonsten blutigen Plot des Films. Doch je länger der Film geht, umso mehr schleichen sich diese bewusst komödiantischen Anteile aus. Stattdessen wirkt Jeon Junggo immer verzweifelter und ratloser. Spätestens als seine eigene Tochter betroffen ist, agiert er nur noch wie ein Getriebener.
Der Plot enthüllt dabei im Laufe des Films sehr wenig und schafft allenfalls immer neue Verdachtsmomente. Das wirkte zunächst wie ein recht billiges Mittel auf mich, um dem Plot mehr scheinbare Tiefe zu geben, als er eigentlich hat. Denn zum Ende wird das zwar alles aufgelöst – doch in einer Weise, die längst nicht alle Fragen beantwortet, was einige Zuschauer unbefriedigt zurücklassen könnte. Auch ich musste damit wie gesagt zunächst hadern, kam aber letztlich zu dem Schluss, dass dieser bewusst nebulös dargestellte Plot zwar sehr konstruiert aber auch sehr effektiv ist. Denn er bringt die Zuschauer auf Augenhöhe mit dem Dorfpolizisten Jeon Junggo, anstatt ihnen den Luxus der ungetrübten Vogelperspektive zu gönnen, wie es sonst so häufig in Filmen der Fall ist.
Atmosphäre sticht Plot. Die geschilderten Zugeständnisse und Windungen im Plotverlauf bescheren dem Film eine wahnsinnig effektive Atmosphäre. Anfangs kommt man als Zuschauer aus dem Fremdschämen gar nicht mehr heraus und lacht über den in manchen Szenen tölpelhaft agierenden Jeon Junggo. Etwas, was definitiv von den Machern des Films so beabsichtigt war. Doch spätestens als die Krise seine Familie erfasst und er (ohne wirklich zu wissen, was er tun kann) von einer Verzweiflungstat zur nächsten hechtet, sitzt man als Zuschauer mit ihm in einem Boot.
Da der Plot den Zuschauer nicht wirklich mehr wissen lässt als Jeon Junggo, kann man mit dessen Hilflosigkeit und Panik bestens sympathisieren. So vollbringt der Film das Kunststück, Jeon Junggo von einer unbedarften Lachnummer zu einer mitreißenden Figur zu machen, mit der man als Zuschauer auf einmal gebannt mitfiebert. Derart wird Jeon Junggo zum ungeahnten Sympathieträger des Films. Die starke darstellerische Leistung von Kwak Dowon, dem in dieser Rolle eine ganze Bandbreite an Emotionen und Impressionen abverlangt wurde, ist hier auf alle Fälle zu würdigen.
Schauspieler
- Kwak Dowon als Jeon Jonggu
- Hwang Jungmin als Ilgwang
- Chun Woohee als namenlose Frau
- Jun Kunimura als Fremder
- Kim Hwanhee als Jeon Hyojin
Trailer
Film kaufen
- Chun, Woo-hee, Han-Cheol, Jo, Jeong-min, Hwang (Schauspieler)
- NA, Hong-jin (Regisseur)
Fazit
„The Wailing“ ist ein Film, der lange nachglüht. Dinge, die für mich zunächst scheinbare Schwächen des Films waren, stellen sich mit etwas Abstand als Stärken dar. Ich weiß jetzt schon, dass ich mir den Film in nicht allzu ferner Zukunft noch einmal anschauen werde. „The Wailing“ ist ein starker, sehr psychologischer Horrorfilm, der mich vor allem nach dem Anschauen gepackt hat.
Je mehr ich über diesen Film nachdenke, desto besser gefällt er mir. Ich vergebe 4 Sterne. Aber fragt mich noch einmal in einigen Monaten. Vielleicht sind es dann 4,5 Sterne.
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