Das „koreanische Karate“ erfreut sich gerade bei Frauen großer Beliebtheit! Auch in Korea haben verschiedene Kampfsportarten eine lange Tradition. Dabei denken viele ans Taekwondo, das heute sogar eine olympische Disziplin ist. Doch auch die Stock- und Schwertkampftechniken antiker Krieger sind im modernen Korea nach wie vor äußerst lebendig … Dabei müssen wir jedoch einsehen, dass gerade in Korea die Kampfkünste häufig durch Einflüsse aus den Nachbarstaaten inspiriert wurden. Das mag auch daran liegen, dass Korea 1910 von Japan annektiert wurde. Fortan waren die ureigenen Kampfkünste des Landes verboten, so dass viele Meister, die später ihre eigenen Stilrichtungen und Schulen gründeten, zunächst japanische Kampfkünste wie Karate oder Aikido trainiert haben.
Zurück in die Anfänge, als Korea noch in verfeindete Königreiche geteilt war!
Doch auch im antiken Korea gab es bereits Berührungen mit ausländischen Kampfkünsten und Lehrern. Unter anderem berichtet die Legende davon, dass Delegationen gen China entsandt und dort bei berühmten Meistern diverse Kampfkünste und Kriegsstrategien erlernt haben.
Nicht umsonst kann die koreanische Kampfkunst Tang Soo Do mit „Weg der chinesischen Hand“ übersetzt werden. Tatsächlich gab es sogar eine Zeit, zu der das spätere Groß-Korea in mehrere, verfeindete Königreiche unterteilt war. Im Wetteifern um die Vormachtstellung, wurden daher Offiziere und Rekruten zur Ausbildung in Nachbarstaaten wie China entsandt, denen diese internen Konflikte regionaler Fürsten egal waren.
Das Königreich Silla:
Wenn es um die Zeit der „Drei Reiche“ geht, muss, neben Goguryeo und Baekje, vor allem das Königreich Silla erwähnt werden. Eine Region, die für ihre Kriegerkaste berühmt war. Angeblich war es den Hawarang-Rittern, jungen, für den Kampf geschulten Frauen und Männern zu verdanken, dass das kleine Reich so lange Bestand hatte.
Tatsächlich sollen diese Elite-Kieger, die oftmals mit den Samurai oder den Ninjas Japans verglichen werden, maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich Silla fast tausend Jahre gegen seine Widersacher behaupten konnte.
Übrigens gibt es bis heute eine Kampfkunst, die Hawarang-Do genannt wird. Die ähnelt dem modernen Hapkido und stellt, ohne Frage, eine moderne Form der Selbstverteidigung dar. Dennoch ist hier der Name der Elite-Einheit das Silla-Reichs zum Paten erwählt worden. Sicherlich eine Hommage an jene berühmten Krieger, die aus vornehmen Adelsfamilien rekrutiert wurden und vor allem für ihre effektiven Bein- und Kicktechniken berühmt waren.
Das moderne Taekwondo:
Welchen Einfluss und welchen Stellenwert die Kampfkünste bereits vor Jahrtausenden in Korea besaßen, lässt sich an diversen Grabfunden und Skulpturen ablesen, die von Archäologen entdeckt wurden. Häufig zeigen diese Artefakte Kampfstellungen und -techniken, die noch heute, im modernen Taekwondo, genutzt werden.
Dennoch müssen wir einsehen, dass gerade Taekwondo als Kampfkunst vergleichsweise „jung“ ist. Das „koreanische Karate“ wurde nämlich in den 1950 er Jahren entwickelt und maßgeblich durch ausländische Systeme beeinflusst. Der Name Tae-Kwon-Do (auch Taekwon-Do geschrieben) geht dabei auf Choi Hong-hi zurück, der zunächst Shotokan-Karate und weitere japanische Stilrichtungen trainiert hatte.
Tatsächlich ist eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Hyongs (dem traditionellen koreanischen Schattenkampf) und einigen Karate-Kata unverkennbar. Später kam es dann zu einem Zerwürfnis zwischen der von Generalmajor Choi gegründeten International Taekwondo Federation, kurz ITF, und dem olympischen WTF, das neue Formen wie auch den Vollkontakt-Kampf eingeführt hat.
Beiden gemein ist der große Name für eine rasante Kampf- und Bewegungskunst: Tae bedeutet dabei so viel wie „im Sprung treten“ und steht für die Beintechniken. Kwon bedeutet übersetzt „die Faust“, während Do gemeinhin mit „Weg“ oder „Kunst“ übersetzt wird. Viele argumentieren daher, auch im Hinblick auf die Namen, dass Taekwondo, Kickboxen und Karte (die Kampfkunst der leeren Hand) durchaus miteinander verwandt sind.
Typische Techniken des Taekwondo:
Typisch für Taekwondo sind die rasanten Bein- und Kicktechniken, die oftmals sogar im Sprung ausgeführt werden. Beim Karate, insbesondere in den alten Stilrichtungen aus Okinawa, werden die Tritte dagegen allenfalls in Hüfthöhe oder Richtung Unterbauch platziert.
Erfahrenen Taekwondo-Sportlern fallen dagegen auch Tritte in Kopfhöhe leicht. Dies verleiht Taekwondo eine akrobatische Note, obwohl derartige sportliche Höchstleistungen für die Selbstverteidigung auf der Straße natürlich nicht relevant oder unter Umständen sogar kontraproduktiv sind.
Wo es um reine Selbstverteidigung geht, ist Taekwondo heute daher häufig durch das koreanische Hapkido verdrängt worden. Dies gilt für die Ausbildung bei Polizei und Militär; doch auch viele Taekwondo-Vereine im In- und Ausland bieten heute Hapkido zur Ergänzung und als realistischen Nahkampf an.
Hier werden dann auch Hebel-, Wurftechniken oder der Kampf mit und gegen Stöcke und Messer trainiert, während Taekwondo eine waffenlose Kampfkunst darstellt, die vor allem von Schlägen, Stößen und Tritten beherrscht wird.
Dennoch erfreut sich Taekwondo gerade bei Frauen und Mädchen großer Beliebtheit. Dies mag auch daran liegen, dass das vermeintlich zarte Geschlecht häufig sehr beweglich ist und daher gerade im Taekwondo mit seinen eleganten Kicktechniken rasch Fortschritte erzielt.
Und natürlich kann auch Taekwondo, entsprechend geübt und eingesetzt, als Selbstverteidigung genutzt werden. Denn die Wirkung eines Knie- oder Ellenbogenstoßes kann fatal sein!
Barfuß und mit bunten Gürteln:
Trainiert wird Taekwondo, wie die meisten asiatischen Kampfsportarten, barfuß und in einer weißen Trainingsuniform, deren ursprünglicher Schnitt traditioneller Kleidung nachempfunden war. Heute gibt es, insbesondere im modernen WTF-Stil, aber auch Trainingsanzüge, die nicht mehr traditionell verknotet, sondern statt dessen wie ein T-Shirt über den Kopf gestülpt werden.
Dabei ranken sich gerade um das Gurtsystem zahlreiche Mythen und Legenden:Angeblich war es so, dass in der Antike alle Gürtel weiß waren und jene Schüler, die emsig trainierten, über die Wochen und Monate nahezu automatisch zum Schwarzgurt „gereift“ sind – schon allein deshalb, weil die Gürtel nicht gewaschen wurden und bei den eifrigen Schülern damit im Laufe der Zeit schwarz verschmutzt waren.
Jenseits derartiger Erklärungsversuche, muss man davon ausgehen, dass Choi jenes Graduierungssystem übernahm, das ihm aus den japanischen Kampfkünsten, insbesondere dem Judo, bekannt war. Allerdings wird in den meisten koreanischen Verbänden anstelle eines braunen Gürtels (der letzte Gurt vor dem Schwarzgurt) ein Rotgurt getragen.
Wer einmal den Schwarzgurt (= 1. Dan) trägt, kann zwar weitere Prüfungen ablegen, bekommt dafür aber keine neue Gurtfarbe mehr. Ein zweiter, dritter oder höhere Dan kann allerdings durch farbige Balken auf dem Gürtel markiert werden. Gründe für derartige „Rangabzeichen“ gibt es verschiedene. Vermutlich wurden sie von den alten Meistern eingeführt, da viele selbst Polizisten oder beim Militär waren. Dadurch kannten die Stilgründer Uniformen und Rangabzeichen und übernahmen die auch für ihren Sport. Ohne Frage können die Gürtel, zumal bei Jugendlichen, aber auch der Motivation dienen.
Schwarzgurte bis zum 4. Dan heißen übrigens Trainer oder Meister. Der 5. Dan gilt in Korea dann bereits als Großmeister (Sabunim), einen Status, den Sportler in Japan erst mit dem 6. Dan erreicht haben.
Gründe dafür, dass barfuß trainiert wird, gibt es viele. Zum einen dient diese Tatsache der Sicherheit, da ein irrtümlicher Volltreffer mit einem beschuhten Fuß in seiner Wirkung fatal ist. Zudem wurden Kampfkünste in Asien in ihrer Entstehungsphase häufig in Klöstern oder Privathäusern unterrichtet – Räumlichkeiten, die ohnehin nur barfuß und ohne Straßenschuhe betreten wurden.
Berühmte Taekwondo-Sportler:
Nicht nur in Europa, sondern auch in den Staaten erfreuen sich koreanische Kampfkünste heute großer Beliebtheit. Das liegt auch daran, dass viele amerikanische Soldaten während des Koreakriegs die Kampfkünste des Landes trainiert hatten.
Berühmte Taekwondo-Sportler sind Chuck Norris (8. Dan), alias Texas Ranger Walker sowie US-Amazone Cynthia Rothrock. Cynthia Ann Christine ist mehrfache Karate-Weltmeisterin und trägt verschiedene schwarze Gürtel – darunter auch in Tang Soo Do und Taekwondo.
Tae steht für den Fuß, Kwon für die Faust und Do für den Geist. Es geht hierbei um nichts anderes, als seinen Geist mit dem Körper zu vereinen und über die eigenen physischen Grenzen hinauszuwachsen, weshalb auch nicht selten Meditationen bei dieser Kampfsportart zum Einsatz kommen. Je nach Verein bzw. Schule werden die Disziplinen, die es hier zu erlernen gibt, in verschiedene Gruppen unterteilt. Allerdings bleiben die Grundstellungen natürlich immer gleich. Natürlich gibt es auch immer verschiedene Gürtelfarben, welche die Erfahrung ihrer Träger beschreiben sollen. Diese sind folgendermaßen unterteilt:
10.Kup | Weiß | Schüler |
9. Kup | Weiß-gelb | Schüler |
8. Kup | Gelb | Schüler |
7. Kup | Gelb-grün | Schüler |
6. Kup | Grün | Schüler |
5. Kup | Grün-blau | Schüler |
4. Kup | Blau | Schüler |
3. Kup | Blau-rot/braun | Schüler |
2.Kup | Rot/braun | Schüler |
1.Kup | Rot/braun-schwarz | Schüler |
1.Dan | Schwarz | Meisterschüler |
2.-3.Dan | Schwarz | Meisterschüler |
4.Dan | Schwarz | Meister |
5.-9.Dan | Schwarz | Großmeister |
10.Dan | Schwarz | Präsident |
Der zehnte Dan ist aber wirklich nur für den Präsidenten des weltweiten Tae Kwon Do Vereins gedacht, welcher gewählt wird und somit durch keine Prüfung zu diesem Gürtel kommen kann.
Da wie bereits erwähnt Tae Kwon Do die hierzulande bekannteste koreanische Kampfkunst ist, werde ich dabei nicht weiter ins Detail gehen. Interessante Informationen könnt ihr euch ja dann von der zuvor schon gelinkten Seite holen.