Jedes Land möchte seinen Bürgern schnelles Internet anbieten, doch mit dem Ausbau klappt es nicht immer wie geplant. In Deutschland wird sich häufig darüber beschwert, ganz anders ist die Situation in Korea. Koreaner haben weltweit die schnellsten Leitungen und werden zurecht als Breitband-Paradies bezeichnet. Aber wie machen sie das?
Ein paar Zahlen zum Vergleich
Fakt ist, dass das 3G-Netz in Korea über eine Abdeckung von mehr als 98 Prozent verfügt. Außerdem ist die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit so hoch wie in keinem anderen Land, nämlich 20 Prozent höher. Dank dem Internetdienstleister Akamai gibt es sogar genaue Zahlen, in diesem Fall beträgt der Wert 28,6 Mbit/s. Einen so hohen Durchschnitt kann kein anderes Land vorweisen, Deutschland muss sich mit Platz 25 bei 15,3 Mbit/s begnügen.
Die Unterschiede gehen aber noch weiter. Von den rund 20 Millionen Haushalten in Korea können 99,2 Prozent auf Highspeed-Internet zugreifen, entweder via Festnetz oder über das Mobilfunknetz. Jeder Dritte übertrifft dabei die Marke von 100 Mbit. Die Daten wurden Anfang 2018 vom koreanischen Wissenschaftsministerium veröffentlicht. Geht man in Deutschland nach den Aussagen des Bundesverkehrsministeriums, dann haben im besten Fall drei von vier Internetnutzer bis zu 75 Mbit auf der Habenseite. In Städten schneiden die Ergebnisse erwartungsgemäß gut ab, so gibt man die 50-Mbit-Quote mit knapp 90 Prozent an. Je näher man allerdings aufs Land geht, umso schlechter werden die Werte. Genauer gesagt fällt das Ergebnis auf ein Drittel ab.
Die Geheimnisse von Korea
Ein Grund für das schnelle Internet der Asiaten ist, dass die Regierung schon in den 1990er-Jahren mit dem Bau schneller Glasfasernetze begonnen hat. So ist es seit Jahren und im ganzen Land Standard, dass in neuen Häusern neben einem Strom- und Wasseranschluss auch Glasfaser installiert wird. Der zeitliche Vorsprung ist also eine Erklärung, eine zweite hat mit den Netzbetreibern SK Telecom und Korea Telecom zu tun. Beide statten das Land stets mit der neuesten, besten und schnellsten Mobilfunktechnik aus, die zum Teil auch von der Regierung gefördert wird. Ein Beispiel: Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang gab es die weltweit ersten Testnetze für 5G im Bereich der Sportstätten.
Nicht alles ist toll am superschnellen Internet
Man muss fairerweise auch sagen, dass in Korea nicht alles besser ist. Das betrifft vor allem die Art des Breitband-Ausbaus, die in Deutschland so nicht durchgehen würde. Hier werden die Leitungen schon seit Jahrzehnten unter die Erde verlegt, was mehr Aufwand bedeutet. Im koreanischen Staat hingegen setzt man auf Glasfaser-Freileitungen, sodass Leitungsmasten voll davon sind. Selbst in den besten Gebieten kommt das schnelle Internet über diesen Weg an. Die Optik ist somit eine Schwäche des Systems, am hohen Tempo ändert das aber nichts.
Ein weiterer Faktor ist, dass es für die Kommunikationskonzerne in Korea generell leichter ist. Das liegt daran, weil bereits die Hälfte der Bewohner in Seoul (also der Hauptstadt) beziehungsweise im erweiterten Umland leben. Auch gibt es im Vergleich zu Deutschland so gut wie keine weiteren Großstädte mehr.
Unterm Strich hat der Staat das weltweit schnellste Internet. Man muss aber zugeben, dass die Voraussetzungen einfacher als in Deutschland sind und die Leitungen nicht unterirdisch, sondern oberirdisch (Leitungsmasten) verlegt werden.