Denkt man an den Vietnamkrieg, so hat man einfach unmittelbar die Vereinigten Staaten vor dem geistigen Auge. Zu selten bedenken wir, dass auch Südkorea eine tragende Rolle darin eingenommen hat. In erster Linie einfach, weil sich unsere Geschichtsbücher mehr mit dem Geschehen in der westlichen Welt auseinandersetzen. Es war ein Krieg, der sich durch seine breiten Koalitionen auszeichnete. Nicht nur die USA und Südkorea, sondern auch Australien, Neuseeland, Thailand und die Philippinen haben sich daran beteiligt. Heute erzähle ich euch ein bisschen was über Südkoreas Rolle im Vietnamkrieg. Und diese ist durch viele verschiedene Faktoren nicht zu unterschätzen; das gilt leider vor allem im negativen Sinne.
Südkorea war gleich neben Amerika das Land mit den größten Truppen. Von 1964 bis 1973 zogen rund 48.000 koreanischer Soldaten jährlich in den Krieg. Insgesamt sollen rund 320.000 Menschen nach Vietman eingezogen worden sein. Dabei belegen verschiedene Aufzeichnungen, dass sie rund 41.000 Tötungen für sich beanspruchen konnten. Schnell waren die südkoreanischen Soldaten weit gefürchtet. Interessant ist an dieser Stelle, dass nur die besten der besten ausgewählt wurden, um am Vietnamkrieg teilzunehmen. Sämtliche Soldaten meldeten sich freiwillig. Auf der anderen Seite ist das nicht verwunderlich. Während man nur bloß 1,60 US-Dollar pro Monat als Soldat zu Hause verdiente, stieg diese Summe für den Dienst in Vietnam auf ganze 37,50 US-Dollar monatlich. Eine große Menge Geld für die damaligen Verhältnisse.
Von den insgesamt 320.000 koreanischen Soldaten verzeichnete man 5.099 Tote. Weitere 10.962 wurden während ihrem Einsatz verletzt. Dabei sind viele der Einheiten für heftige Taktiken bekannt. So etwa die zweite Marinedivision, die sich am 14. und 15. Februar im Jahr 1967 in einem Dorf nahe Trah Bin Dong (gehört zur Quang Ngai Provinz) selbst als Köder eingesetzt haben. Sie bauten ein oval geformtes Lager auf und wurden von zwei vietnamesischen Gruppen angegriffen. Sie kämpften so lange mit ihnen, bis sie den Anschein erweckten, besiegt zu sein. Bei ihrem augenscheinlichen Rückzug kam Verstärkung hinzu. Sie töteten hunderte und zwangen die im Kampf verwickelten Vietnamesen zum Rückzug.
Erste koreanische Truppen kamen im Februar 1965
Die ersten Truppen – bekannt als Brigade Dove Force erreichten Vietnam im Februar 1965. Techniker, Militärpolizisten und weiteres Personal kam hier zusätzlich zu den Soldaten mit auf den fremdländischen Boden. Sie wurden in der Biên Hòa Provinz eingesetzt und halfen hier beim Aufbau von Schulen, Straßen und Brücken. 30.000 Südvietnamesische Zivilisten sollen die Mediziner der Dove Force verarztet haben.
Sämtliche südkoreanischen Truppen standen unter der Befehlsgewalt von Lieutenant General Chae Myungshin.
Zusätzlich zu den Kampfeinheiten (und dem unterstützenden Personal) wurden 100.000 weitere Arbeiter von Südkorea nach Südvietnam geschickt, um hier verschiedene zivile Herausforderungen und Bauten zu übernehmen.
Als die ROK schließlich in die Provinzen Quảng Nam und Da Nang versetzt wurden, wurden sie nicht sehr freundlich von den dort positionierten Südvietnamesen aufgenommen. Sie wurden als arrogant erachtet. Der damalige Commander der I Corps sagte, dass er sie regelrecht hasste. Ihm wäre es lieber gewesen, dass sie in ein anderes, von Polizisten besetztes Gebiet, vorgedrungen wären.
Im Jahr 1966 wurden all diese Einheiten in die Tuy Hòa Provinz umgesiedelt, um hier verschiedene Sicherheitsaufgaben zu übernehmen. Die südkoreanische Spezialeinheit ROK geriet dabei stark in die Kritik, als sie vom 12. Februar bis zum 17. März 1966 rund 1.200 unbewaffnete Zivilisten erschossen.
Massaker zwangen die Zivilisten zur Flucht
Ganze 68 Dörfer sollen die Koreaner während ihrer Zerstörungswut dem Erdboden gleichgemacht haben. Verschiedene Überlieferungen berichten, dass diesen Akt nur drei Dorfbewohner überlebt hatten. Zur selben Zeit soll die Tiger Division der südkoreanischen Armee ähnliche Taten im Binh An Dorf vollzogen haben. Und auch die südkoreanische Marine hat sich an ähnlichen Vorfällen beteiligt. Es gab viele weitere Massaker, heute bekannt unter den Namen Tay Vinh Massaker, Go Dai Massaker, Phong Nhi und Phong Nhat Massaker und dem Ha My Massaker. Die Vergewaltigungen der zivilen Frauen vergleichen viele Vietnamesen noch heute mit den Trostfrauen aus der japanischen Kolonialzeit.
Als im weiteren Verlauf des Jahres die Kampfhandlungen immer problematischer für die zivile Bevölkerung wurden, wanderten sie von dort aus. Die von Korea kontrollierten Regionen wurden fast menschenleer, vietnamesische Nachkommen gab es hier zu dieser Zeit kaum welche.
Warum reagierten die Koreaner so brutal im Vietnamkrieg?
Eine Frage, die bis heute offenbleibt. Nur wenige Faktoren lassen einzelne Mutmaßungen zu.
So war es zum Beispiel Präsident Park Chunghees Anweisung, so wenige Geiseln, wie nur irgendmöglich zu machen. Auf der anderen Seite wurde der General der US-Marine, Rahvon M. Tompkins, mit den Worten zitiert, dass die Südkoreaner alles zerstörten, was ihnen unterkam, wenn ihre Gegner das Feuer auf sie eröffnet hatten. Es sollte den Vietnamesen eine Lehre sein.
Heute herrscht Frieden zwischen Vietnam und Südkorea
Von den damaligen Kriegshandlungen merkt man kaum etwas, wenn man bedenkt, dass es jährlich an die hunderttausend Touristen aus Südkorea in Vietnam und ebenso umgekehrt gibt. Im Jahr 2017 sprach der südkoreanische Präsident Moon Jaein die Thematik des Vietnamkriegs an, wenngleich er sie auch nur kurz umriss. In den vietnamesischen Medien wurde dies daher nicht als offizielle Entschuldigung anerkannt. Verschiedene zivile Organisationen bemühen sich jedoch um die Aufarbeitung – besonders auch auf der südkoreanischen Halbinsel.
Die gute Wirtschaft, die zwischen beiden Ländern blüht, ist wohl allem voran auf den vietnamesischen Regierungsstil zurückzuführen. Dieser gründet frei auf dem Motto, die Vergangenheit ruhen zu lassen und die Gegenwart, als auch die Zukunft als am wichtigsten zu erachten.