Ganz traditionell steht natürlich auch in Korea die eigene Familie und Verwandtschaft an erster Stelle. Doch nicht nur das! Das soziale Engagement beschränkt sich nicht nur auf diesen engen Kreis, sondern bezieht auch die Nachbarn mit ein. So tauscht man sich untereinander stets aus, was es so Neues gibt. Man lädt sich gegenseitig regelmäßig zum Essen ein, hilft sich bei Vorbereitungen für Feierlichkeiten und Festtagen zu den unterschiedlichsten Anlässen und im Notfall ist man stets füreinander da.
Besonders im Herbst merkt man viel von diesem nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Denn dann kommen die Frauen der ganzen umliegenden Wohnungen zusammen, um sich gegenseitig bei der Zubereitung von Kimchi zu helfen. Schließlich muss ein großer Vorrat für den Winter zubereitet werden.
Treffen werden meist keine direkt vereinbart. Stattdessen begegnet man sich auf dem örtlichen Markt, dem sogenannten Sichang. Dort erhält die Dame nicht nur Produkte für ihren täglichen Gebrauch, sondern kann sich auch mit allerhand Neuigkeiten und Gerüchten versorgen.
In großen Städten, wie beispielsweise Seoul, schließen sich Frauen innerhalb einer Hochhaussiedlung oft zu Gruppen zusammen, wobei es hier meist mehrere Gruppen gibt.
Die gemeinschaftliche Nachbarskasse
Oft organisieren die Frau in der Nachbarschaft gemeinsam eine altbewährte Institution, genannt Kye.
Hierbei handelt es sich um eine zweckgebundene Kasse, in der jedes Mitglied monatlich einen bestimmten Betrag einzahlt. Dieser wird im Vorfeld immer vereinbart.
Eine solche Kasse kann für die verschiedensten Zwecke organisiert werden. Das kann die Ausrichtung einer Hochzeit oder auch von einem Begräbnis sein, genauso wie die Erneuerung von irgendwelchen Anlagen, die im Dorf bzw. Stadtviertel benötigt werden. Beispielsweise, weil die Bewässerungsanlage erneuert werden muss. Im Grunde widmet man das Kye oft Aufgaben, die hierzulande eine Genossenschaft erfüllen würde.
Dabei geht es in Korea bei einer solchen Gemeinschaftskasse nicht nach hauptsächlich darum, gemeinsam einen gewissen Betrag zu sparen. Im Vordergrund steht stets der Gemeinschaftssinn und die Geselligkeit zueinander.
Ein Miteinander durch Konfuzius
Dieser ausgeprägten Gemeinschaftssinn rührt noch aus Zeiten des Konfuzianismus. So wurde bereits damals von jedem Bürger erwartet, seinen eigenen Teil zum Gemeinwohl beizusteuern. Aus diesem Grund gibt es noch heute sehr viele geschlossene Bürgergruppen, die sich um soziale, kirchliche und anderweitig relevante Themen kümmern.
So widmen sich beispielsweise manche Gruppen dem Umweltschutz, während sich andere wieder mit der Gleichstellung von Minderheiten auseinandersetzen. Aus diesem Grund gibt es in Südkorea auch so viele in nichtstaatliche Organisationen (kurz NGO). Solche Gruppierungen setzen sich ganz lebhaft mit dem politischen Bildungsprozess der jungen Koreaner auseinander und beteiligen sich damit auch rege an der Demokratie.
Das wichtigste Medium ist dabei das Internet für sie, denn in unzähligen Meinungsführern und Chatrooms diskutieren sie rege untereinander und rekrutieren zum Teil sogar weitere Mitglieder, wodurch eine solche Gruppe weit über die übliche Nachbarschaftsliebe hinausgeht.