Was ist eigentlich Pungsu? In Südkorea gibt es nicht etwa Feng Shui selbst, sondern eine Lehre, die darauf basiert. Die Rede ist vom 풍수지리 Pungsujiri, was eine Theorie über die Relation zwischen Wind, Wasser und Erde darstellt. Es ist mehr als eine Weiterentwicklung des chinesischen Vorbilds zu sehen, welche um 900 n. Chr. Von daoistischen Gelehrten nach Korea gebracht worden ist. Eine wirkliche Wissenschaft ist es nicht. So hat das Pungsujiri – oder kurz auch einfach Pungsu – viel mit dem in Korea ohnehin vorherrschenden Aberglauben zu tun. Aus diesem Grund könnte man sagen, dass Pungsu einfach typisch Koreanisch ist.
Zwar dient ein grundsätzliches Wissen über Geologie als eine der Säulen, auf welcher das Pungsu basiert, aber auch der Buddhismus und selbst Schamanismus haben hier einen hohen Einfluss. Im Pungsu geht es um den Einfluss von energetischen Kräften auf unsere Umwelt. Ihre Kernenergie erhalten sie aus den Bergen, welche Südkorea vollständig durchziehen. Die Energie wandert weiter durch die Luft und erreicht das Wasser. Hier kommt schließlich der Mensch ins Spiel, der das Pungsu durch Wasser in sich aufnimmt.
Da insbesondere Tempel und die dazugehörigen Pagoden von dieser Energie profitieren möchten, werden sie ihrer Umgebung entsprechend gebaut. So bezeichnet man diese Lehre oft auch als Tempel Pungsu.
Auch in der frühen Kaiserzeit wurden die Paläste oft nach dem Pungsu aufgebaut. Einer der berühmtesten Tempel, in dem das Prinzip des Pungsu greifbar umgesetzt worden ist, ist der Changdeokgung. Er befindet sich in Seoul und wurde damals von König Taejong errichtet. Aufgrund seiner östlichen Lage nannte man ihn damals auch oft Ostpalast, der Name ist heute aber nicht mehr ganz so geläufig. Er diente als Zweitresidenz während der Joseon-Dynastie.
Der Glaube daran geht so weit, dass Koreaner der Meinung sind, dass man die positiven Schwingungen auch spüren kann, wenn man in den Bergen wandert. Und Koreaner lieben Wanderungen! Das Pungsu trägt hier bestimmt einen Teil dazu bei.