Es gibt Bücher, die uns in Erinnerung bleiben, weil sie uns direkt im Herzen ansprechen. Sie berühren uns, helfen uns dabei, tief in eine fremde Welt einzutauchen und regen die Fantasie an. Die größte öffentliche Bücherei von Korea befindet sich in der COEX Mall, Seoul. Auf 2800 m² befinden sich mehr, als 50.000 verschiedene Titel. Auf zwei Stockwerken haben hier lesefreudige Personen täglich von 10 bis 22 Uhr die Gelegenheit, sich alle möglichen Bücher auszulesen. Ob Sachbücher, Romane oder auch Autobiografien – die Starfield Library ist sehr gut sortiert.
Unterteilt wird die Literatur in zwei Gruppen. Es gibt die klassische Literatur, welche sämtliche Werke zählt, die vor dem 20. Jahrhundert verfasst wurden. Alles, was danach kam, gehört der modernen Literatur an. Zur klassischen koreanischen Latur zählen auch Werke, die in Altchinesisch geschrieben wurden – zu einer Zeit, in der es das Schriftsystem Hangul noch gar nicht gegeben hat. Aber auch Texte aus der früheren Kaiserzeit zählen hier dazu. Die moderne Literatur hingegen teilt man mittlerweile in die Genres ein, die sich auch in der westlichen Welt durchgesetzt haben. Neben Poesie findet sich eine Menge Prosa zu allen möglichen Themen.
Auch international findet die koreanische Literatur immer mehr Anklang – trotz der Sprachbarriere. In einigen Ländern ist es sogar möglich, das als Studiengebiet zu wählen. Meistens sind es Personen, die während ihrem Koreaurlaub mit der dortigen Kultur vertraut wurden und sich in sie verliebt haben.
Die Jahre 1930 bis 1940 könnte man als Goldene Zeit für die Literatur in Korea erachten. Die Sozialisten entdeckten die Schrift als mögliches Sprachrohr, was auch durch die damalige Zeitgeschichte und die Kolonialzeit durch Japan stark beeinflusst wurde. Viele damalige Werke halten fest, wie das Leben tagtäglich war und erschrecken durch ihre tragischen Geschichten.
Die ersten Übersetzer von koreanischer Literatur
Frère Anthony wurde 1942 in Truro, Großbritannien geboren. Nach seinem Master in englischer Literatur, den er an der Oxford University abschloss, schloss er sich der französischen Taizé Community an und wurde dort zu einem Mönch. Dieser Profession geht er als Bruder Anthony bis heute nach. 1980 belegte er in der Sogang University einen englischen Sprachkurs, wodurch er begann, Übersetzungen koreanischer Poesie und Prosa in Großbritannien und den USA zu verbreiten.
Eine ebenfalls sehr wichtige Rolle spielte Kevin O’Rourke, geboren im Jahr 1963 in Irland. Er war der erste Nicht-Koreaner mit einem Doktortitel in koreanischer Literatur. Seinen Titel erhielt er 1982 und unterrichtete fortan an der Kyung Hee Universität. Mittlerweile zählen mehr als 20 koreanische Bücher, die durch ihn übersetzt wurden, zu seinem Repertoire. Ihm zu Ehren wurde eine Bücherei als O’Rourke Library getauft, was durch die irische Botschaft in Südkorea angestrebt wurde, da er eine kulturelle Brücke zwischen beiden Ländern geschlagen hat.
Immer mehr koreanische Autoren auf internationalen Buchmessen
International finden koreanische Werke und ihre Autoren immer mehr Anklang. Daher werden auch immer mehr Persönlichkeiten aus dem fernöstlichen Land zu deutschen Buchmessen geholt und hier mit Ehrenauszeichnungen beschenkt.
Der weltweite Einfluss ist groß. So hat zum Beispiel auch der Nobelpreisträger J.M.G. Le Clézio aus Frankreich eine große Vorliebe für die koreanische Sprache. Als Gastprofessor an der Ewha Frauenuniversität schloss er sich mit lokalen Autoren zusammen und tauschte hier viele Erfahrungen aus. Anatoli Kim, Hwang Sokyoung und Lee Seungeu sind Namen, die er besonders ehrt.
Die Zeitgeschichte koreanischer Literatur
Man könnte sagen, dass die modernere koreanische Literatur ein regelrechtes Spiegelbild der landeseigenen Entwicklung im historischen sowie gesellschaftlichen Bereich darstellt. Denn nach 1953 konzentrierten sich fast ausnahmslos alle Schriftsteller mit ihren Themen auf die Aufarbeitung der Wunden, die der Krieg nicht nur zu seinen schlimmsten Zeiten hinterlassen hatte.
Persönliche Familientragödien wurden zu Wort gebracht, sowie der Zerfall ethischer und humanistischer Werte näher beleuchtet, um zu erläutern, wie es dazu führten konnten, dass sich zwei verbrüderte Völker gegeneinander stellten. Im Mittelpunkt vieler dieser Literaturwerke steht immer wieder die Frage, was überhaupt dazu geführt hat, dass das Land so sehr versagte, sein Schicksal selbst zu bestimmen.
Zwischen den 1970er und 1990er Jahren wuchs die Anzahl an historischen Romanen, die lebhaft beschrieben, wie sich das Land in dieser Zeit entwickelt hatte. Der gesamte Weg der Zeitgeschichte bis hin zur internationalen Öffnung wurde mit wichtigen Geschichten aus dem alltäglichen Leben dokumentiert, was auch dazu führte, dass die Literatur immer sozialkritischer wurde. Viele Geschichten beschreiben die Alltagsrealität von Arbeitslosen oder auch die Lebenssituation von ehemaligen Bauern, die sich gegen die neu entstandenen Fabriken nicht imstande sahen, ihren Hof weiterzuführen. Trotz allen Vorteilen, welche die Industrialisierung des gesamten Landes mit sich brachte, hatte dessen rasante Geschwindigkeit auch einige Nachteile für koreanische Bürger über.
Doch mit steigendem Wohlstand und dem Entstehen einer neuen Mittelschicht wendete sich die koreanische Literatur erneut den inneren Werten zu. Vornehmlich diskutierte man nun den Wert der eigenen Identität und den drohenden Verlust der ursprünglich durch das ländliche Leben geprägten Werte, die kaum mehr Platz im trubelhaften Alltag fanden. Zudem setzte man sich immer mehr mit der Teilung Koreas und der Frage nach einer Wiedervereinigung auseinander.
Auch heutzutage ist die Literatur von Korea mutig gesellschaftskritisch, doch findet sie unter jüngsten Generationen nicht annähernd so viel Anklang, wie noch vor einigen Jahren. Die Bestenlisten für das jüngere Publikum führt zweifelsohne Unterhaltungsliteratur an; etwa durch Thriller, Detektivgeschichten oder auch Science Fiction. Darüber hinaus wendet sich die junge Generation natürlich immer mehr der visuellen Darstellung zu. Das Fernsehprogramm genauso wie auch Computerspiele haben eine höhere Priorität, als das geschriebene Wort.
Interessant ist trotz allem, dass es in Seoul einige Buchhandlungen gibt, in denen nicht etwa Belletristik und damit Romane dominieren, sondern ganz klar Fachbücher im Fokus der meisten Kunden stehen.
Einen kulturellen Beitrag gibt es heutzutage zumeist oft von Dichtern, wobei auch diese Künstlergruppe auf dem koreanischen Buchmarkt immer stärker schwindet.