Auswanderer gibt es nicht nur nach Korea, sondern auch umgekehrt. Oft suchen sich die koreanischen Bürger westliche Ziele, wie zum Beispiel die USA oder Europa. Aber auch nach Russland zieht es die Leute dabei immer wieder. Geht man dabei rein nach dem Begriff, so leitet sich Korjo-Saram von den beiden Worten „Goryeo“ und „Saram“ ab. Goryeo war ein mittelalterliches Königreich aus der koreanischen Zeitgeschichte, während Saram für Menschen steht. Heute leben rund 500.000 Koreaner in Russland und Umgebung, wobei die größten Teile dieser Gruppe entweder in Usbekistan, Kasachstan oder anderen Nachfolgestaaten der einstigen Sowjetunion ausgewandert sind. Zusammengefasst werden sie alle unter dem vorgenannten Begriff. Auch die Insel Sachalin beherbergt einige einstige koreanischen Staatsbürger, die dann als 사할린 한인 bezeichnet werden.
Viele koreanische Bauern verließen Joseon
Als die Joseon-Dynastie zum Ende des 19. Jahrhunderts endete, verließen viele Bauern aus dem koreanischen Land und kehrten im russischen Osten ein. In der Region Primorje, die genau an Korea angrenzt, waren um 1869 herum rund 20 % aller Einwohner koreanischer Herkunft. Während 1897 noch etwa 26.000 Menschen Koreanisch als ihre Muttersprache angegeben hatten, stieg diese Zahl bis ins Jahr 1914 auf knapp 65.000 Personen.
Wladiwostok war damals ein regelrechtes Zentrum für in Russland lebende Koreaner.
Viele Koreaner wurden Mitte 1900 deportiert
Als im Jahr 1937 knapp 170.000 Menschen in Russland ursprünglich aus Korea stammten, nahm das Ganze eine dramatische Wendung. Damals stand Korea noch unter dem Einfluss der Japanischen Kolonialzeit. Viele der russischen Koreaner hatten familiäre Beziehungen, die weit in das japanische Kaiserreich hineingingen. Daher wurden sie bereits ab dem Ende der 1920er Jahre als potenzielle Gefahr erwachtet.
Ab 1931 wurde jegliche Einwanderung aus Südkorea unterbunden. 1937 begann man dann sogar damit, Koreaner zu deportieren. Denn damals wurden dann Berichte laut, dass sich unter ihnen Spione befänden, die für Japan arbeiteten. Stalin und Molotow beschlossen daher, die Koreaner in ein zentralasiatisches Gebiet zu verfrachten, das ihnen allerdings nicht gut gesonnen war. Zwar waren sie hier abseits des japanischen Einflusses, doch die meisten von ihnen waren zuvor Reisbauern oder Fischer gewesen und konnten sich nicht so schnell den trockenen Umweltbedingungen anpassen. Es gibt Schätzungen darüber, dass rund 40.000 Koreaner in den ersten paar Jahren nach ihrer unfreiwilligen Umsiedlung gestorben sind.
Erst viele Jahre später fanden sie wieder zu ihrem einstigen Lebensstandard zurück.
Nikita Chruschtschow setzte sich für Minderheiten ein
Der russische Poliziker Nikita Chruschtschow war ein sowjetischer Politiker und nach Malenkow Parteichef der KPdSU ab September 1953. Er setzte sich für die Rehabilitierung von Minderheiten ein, dazu gehörten auch die Korjo-Saram. Sie waren die erste Gruppe, die er offiziell rehabilitieren konnte.
Während diesem Umbruch zogen allerdings viele der Russland-Koreaner in größere Städte innerhalb Zentralasiens und passten sich der dort lebenden Bevölkerung an. Viele koreanische Gemeinden, die auch heute noch eine hohe Bedeutung haben, wurden damals gegründet. Allem voran jene in Samarkand, Qaraghandy, Astana oder Taschkent.
Innerhalb einiger Jahre mauserten sich die Korjo-Saram zu einer der erfolgreichsten Minderheiten in der gesamten Sowjetunion. Das bedeutete aber auch, dass die jüngeren Generationen viel ihres ursprünglichen Kulturguts aufgaben. Manche lernten ihre eigene Muttersprache nicht mehr, auch vermischte Abstammungen kamen immer öfter vor. Traditionelle Kleidung wurde durch westliche Mode ersetzt und anstelle von koreanischen gab es oftmals russische Vornamen.
Korjo-Saram heute
Noch heute leben die Russland-Koreaner in ganz Zentralasien verstreut. Sie organisieren und vernetzen sich heute über zahlreiche Vereine. Etwas mehr als 70 % leben in Städten, während die anderen zur Bevölkerung auf dem Land zählen.