Koreas Ursprung – die Sage vom alten Dangun

Im koreanischen Geschichtswerk Symgukyusa aus dem 13. Jh. n. Chr. findet sich folgende Überlieferung über die Gründung Koreas: In alter Zeit dachte der Göttersohn Hwanung daran, die Menschen zu erlösen. Als sein Vater hiervon hörte, schickte er seinen Sohn mit drei himmlischen Abzeichen auf den Gipfel des Taebaek-Berges.

Zu dieser Zeit lebten in einer Höhle ein Tiger und eine Bärin, deren sehnlichster Wunsch es war, Menschengestalt anzunehmen. Deshalb beteten sie unaufhörlich zu Hwanung, der ihnen schließlich einen übergroßen Beifuß und ein Gebinde aus Knoblauch mit dem Versprechen gab, wenn sie dies äßen und für einhundert Tage das Sonnenlicht mieden, so würden sie Menschengestalt annehmen. Nur die Bärin konnte jedoch so lange dem Sonnenlicht fernbleiben und nahm, wie prophezeit, die Gestalt einer Frau an.

Da ihr nun ein Lebenspartner fehlte, sie sich aber nichts sehnlicher als ein Kind wünschte, betete sie erneut zu Hwanung, der sich ihrem Flehen nicht verschließen konnte und sie zur Frau nahm. Bald darauf schenkte sie ihm einen Sohn, den sie Dangun nannten. Später gründete Dangun seine Hauptstadt in Pyongyang und nannte das Land, über das er herrschte, Choson.

Unter den zahlreichen Mythen, Legenden und Sagen über die Entstehung der verschiedenen frühzeitlichen Königreiche Koreas hat sich seit der Goryeo-Zeit von 918 bis 1392 die Legende Danguns als Gründungsmythos Koreas durchgesetzt. Das koreanische Geschichtsbuch Samgukyusa aus der Goryeo-Zeit besagt, dass im Altertum der himmlische König Hwanung oft auf die Welt zu seinen Füßen herabblickte und danach trachtete, die Menschheit zu erlösen.

Sein Vater Hwanin, der Gott des Himmels, kannte seinen Wunsch und erlaubte ihm, ein irdisches Königreich zu gründen. Er entsandte ihn deshalb, die Welt zu lenken, ausgestatten mit himmlischen Siegeln als Symbolen von Macht und Autorität. Mit 3000 Gefolgsleuten stieg Hwanung auf einen Gipfel des Taebaek hinab und begab sich unter einen heiligen Sandelbaum. Dort herrschte er fortan mit den Göttern des Windes, des Regens und der Wolken über die Getreidesorten, die Dauer des Lebens und der Krankheiten. Er erließ Strafen, bewertete Gut und Böse, gebot also über die mehr als 360 Dinge, welche die Menschheit betreffen und lenkte auf diese Weise den ang der Welt. Bis hin zu dem Zeitpunkt, als er auf den Bären und den Tiger traf.

Die Überlieferung datiert Dangun recht genau; so gilt das Jahr 2333 v. Chr. als Gründungsdatum Koreas und als Beginn der koreanischen Zeitrechnung. In dieser Überlieferung spielen Berg, Höhle, Baum und die Verwandlung eines Tieres, die Abstammung von Menschen und besonders des Herrschers von einem Tier, eine wichtige Rolle. Der  Berg  ist dem Himmel nahe, verbindet irdische und himmlische Welt miteinander.

Jene mythische Gründung Koreas durch Dangun ist in Südkorea als nationaler Feiertag namens Gaecheonjeol 개천절 fest in das heutige Leben verankert. Frei übersetzt bedeutet dieser Name der Tag, an dem sich der Himmel öffnete.

Heute wird am Steinaltar auf dem Berg Manisan das Feuer für sportliche Wettkämpfe gewonnen und – ähnlich wie bei der olympischen Flamme – zum Stadion gebracht.

Im Übrigen war Hwanung der Sohn des Himmelsherrn Hwanin, dessen Name auch in alten buddhistischen Schriften aus Indien oft erwähnt wird. Hwanung wollte auf der Erde leben, so erzählt man es in der Legende. Hwanin wählte den Berg Taebaek als Wohnort für seinen Sohn aus und sandte ihn mit dreitausend Gefolgsleuten auf die Erde. Hwanung gründete auf dem Gipfel die Stadt Sinsi 신시; die Stadt Gottes. Zusammen mit seinen Ministern gab er den Menschen Gesetze, Moral, Kultur, Medizin und Landwirtschaft.

Eine zweite Überlieferung über die Herkunft eines frühen Herrschers- diesmal des Silla Staates im Südosten der Halbinsel – findet sich bei Iryon. Danach hatten sich die Stammesführer in der Hauptstadt, dem heutigen Kyongju, versammelt, um sich zusammenzuschließen zu einem Staatswesen und um einen tugendhaften Herrscher auszuwählen. Plötzlich kam etwas vom Himmel heruntergeflogen zu einem Brunnen am Fuße des Berges, ein weißes Pferd, das sich niederkniete und verbeugte. Als die Menschen näher kamen, flog das Pferd wieder zum Himmel auf und hinterließ ein purpurfarbenes Ei. Als das Ei aufgebrochen wurde, kam ein schöner Knabe zum Vorschein. Später erschien ein Hühnerdrache, aus dessen linker Seite ein wunderschönes Mädchen geboren wurde. Auf den Lippen hatte es einen Hühnerschnabel, der aber beim Baden abfiel. Sie hielten den Knaben und das Mädchen für  heilig, bauten für sie einen Palast und als die beiden dreizehn Jahre alt waren, wurden sie verheiratet als König und Königin.

Über die Stammesföderation Karak, die sich von der Südküste bis in das zentrale Bergland erstreckt hat, berichten die Überlieferungen der Drei Reiche, dass man einen Goldenen Kasten fand, der in rotes Tuch eingeschlagen war. Darin fanden sich sechs Eier, aus denen Knaben schlüpften, die schnell erwachsen wurden. Der erste von Ihnen wurde Herrscher der Föderation, die anderen seine Unterführer. Die Prinzessin kam mit einem Schiff von jenseits des Meeres.