Es startete mit Mukbang, dann erschlossen auch Koreaner YouTube als Berufsmöglichkeit für sich. Heutzutage ist es schließlich möglich, eine Menge Geld damit zu verdienen! Aber nun geht ein Trend durch die koreanische YouTube Welt: Ein Kanal nach dem anderen wird von den Zuschauern „gecancelt“, die Personen müssen ihre Kanäle wegen Schleichwerbung schließen, die aufgedeckt wurde. Und immer wieder kommen neue hinzu.
Zunächst einmal: Natürlich! Hierbei handelt es sich um kein Kavaliersdelikt, hierzulande wird Schleichwerbung strafrechtlich verfolgt. Auch in Korea schaltet sich der Rechtsstaat nur selten wegen solcher Situationen ein. Bei uns gibt es oft sehr hohe Geldstrafen und für normal kann es dann – mit hoffentlich transparenter Werbemarkierung – weitergehen. Nur in seltenen Fällen und bei besonders schweren Vergehen kommt eine schlimmere Strafe auf den Kanalbetreiber zu. Nicht so in Korea.
Die Cancel-Kultur ist in Korea sehr stark. Wer hier einmal in ein Fettnäpfchen getreten ist, das groß genug war, kann seine Karriere in die Tonne kloppen, das wissen wir mittlerweile alle. Bestes Beispiel sind die aktuellen Mobbing-Anschuldigungen im Showbusiness, die zum Teil schon harte Konsequenzen haben. Werbeverträge werden gecancelt, Sendezeitpunkte von Serien verschoben – man möchte einfach kein schlechtes Publicity.
YouTuber veröffentlichen in solch speziellen Fällen meist ein Abschieds- bzw. Entschuldigungsvideo und schließen dann ihren Kanal.
Han Hyeyeon, DIE Star-Stylistin, belog ihre Zuschauer gezielt
Das wohl bekannteste Beispiel hierfür dürfte Han Hyeyeon sein, die für sich genommen schon eine berühmte Persönlichkeit ist. Sie ist eine Star-Stylistin und zuständig für zahlreiche beliebte Idols. Auf ihrem YouTube Kanal hat sie verschiedene Videos veröffentlicht. Dabei kommen auch verschiedene Unpack-Videos vor, in denen sie zuvor klipp und klar betont hat, dass sie diese Produkte selbst gekauft hat. Blöd nur, dass dann später rauskam, dass dem nicht so war und sie Geld dafür kassiert hat, diese Produkte zu bewerben.
Ihr Abschiedsvideo ist nun rund sieben Monate alt, seither kam auch nichts mehr auf ihrem Kanal. Sie ist jedoch weiterhin in zahlreichen Radioshows zu sehen und auch sehr aktiv auf Instagram. Eingestellt wurde also nur der YouTube Kanal. Sollte sie darauf Werbung geschaltet haben, nimmt sie nach wie vor passiv Geld mit diesen Videos ein.
Kurios war der Fall der Sängerin Kang Minkyung, die zusätzlich zu ihrem Kanal eine ganz andere Karriere anstrebt. Hin und wieder lud sie Unboxing-Videos von verschiedenen Modeprodukten hoch. So empfahl sie ihren Zuschauern zum Beispiel Unterwäsche, die sie nach eigenen Worten selbst gekauft hatte. Auch kassierte sie während der Erstellung und Veröffentlichung der Videos keine Werbegelder dafür.
Allerdings kam in ihrem Fall dann im Nachhinein die Firma auf sie zu, um einen Clip daraus für Werbezwecke zu verwenden. Ihr zufolge passierte das, weil die Firma den Clip sehr gerne hatte und so wurde im Nachhinein eine Zusammenarbeit angestrebt. Fans kritisierten das, weil sie auch im Nachhinein keine Werbemarkierung oder einen anderen Hinweis hierzu in der Beschreibung des Videos hinzufügte.
Dieses ist aktuell nicht auf ihrem Kanal zu sehen, sie hat es vermutlich gelöscht oder privat gestellt. Seit rund acht Monaten hat sie nun kein Video mehr hochgeladen, das kann aber auch andere Ursachen haben. Richtig gecancelt wurde sie nämlich nicht, sie hat nach wie vor tausende von Fans, die sich ihre Videos nur zu gerne anschauen würden.
Die Cancel-Kultur startete mit großen Mukbangern
Los ging das Ganze vor rund einem halben Jahr mit großen Mukbangern. Wer an dieser Stelle nicht weiß, worum es sich dabei handelt, kann sich diesen Artikel dazu durchlesen, da erklären wir es im Detail. Gesehen dürfte sie aber jeder schonmal haben: Es sind die Videos, in denen eine große Menge an Essen verzehrt wird, um damit zu unterhalten.
Was zunächst aus einer Art Nächstenliebe entstanden ist, damit die Zuschauer das Gefühl haben konnten, sie würden nicht alleine, sondern mit Gesellschaft speisen, hat sich schnell zu einer boomenden Marktnische entwickelt. Die Mukbanger bekamen Spenden ihrer Zuschauer und schnell schalteten sich auch Firmen ein. Werbedeals wurden abgeschlossen, nur kam es auch hier zu keinen transparenten Markierungen.
Ein paar Netizens waren sehr darüber verärgert, weil sie das Spiel durchschauten und nahmen sich einen YouTuber nach dem anderen vor, um Hinweise zu sammeln. Und dann begann das Exposing.
Plötzlich kamen auf etlichen Kanälen die Hinweise dazu. Videos wurden gelöscht oder privat gestellt. Screenshots darüber aber oftmals gesammelt. Kanäle mit mehreren Millionen Abonnenten mussten Entschuldigungsvideos veröffentlichen, da es für sie einfach zu spät war.
Aber nicht immer bedeutete das, dass die Kanäle deshalb ihr Ende gefunden haben! Viele machten nach diesem Video einfach weiter – und hatten keine Einbußen bei ihren Zuschauern. Diese blieben, hinterlassen nun aber oft hämische Kommentare unter den Videos.
Interessant ist dabei, wie die einzelnen YouTuber mit der Situation umgegangen sind.
So gab es zum Beispiel eine kurze Pause und dann ging es einfach normal weiter, als wäre nichts gewesen…
Oder aber die Pause viel etwas länger aus (mehrere Monate) und dann kam ein neues Begrüßungsvideo…
Mittlerweile scheint sich die Situation verbessert zu haben, Werbung wird oftmals transparenter markiert. Das liegt natürlich auch daran, dass die Zuschauer durch diese Skandale nun sehr viel stärker sensibilisiert wurden, was das Thema angeht. Aber wir kennen das ja: Auch hierzulande muss man Produktempfehlungen mit Vorsicht genießen!