Koreaner starten Petition zur „normalen“ (westlichen) Alterszählung

Ein junger Mann namens Seo wurde 1992 geboren und hat eine kleine Online-Community gegründet, die das Alter in der westlichen Zählweise betrachtet. Rund 70 Mitglieder zählen dazu. Zusammen haben sie nun eine Petition gestartet, die sich der in ihren Worten „normalen Altersrechnung“ widmet – und damit jener, die wir hier im Westen kennen.

Viele junge Leute altern ein oder zwei Jahre früher als junge Leute aus anderen Ländern aufgrund der koreanischen Alterszählmethode namens ‚K-Age‘. Ich habe das Gefühl, etwas zu verlieren. Seo

Grund dafür ist die koreanische Herangehensweise, dass man bei der Geburt bereits ein Jahr alt ist, dazu wird das Heranwachsen im Mutterleib zu einem Jahr aufgerundet. Außerdem wird man in Korea mit jedem neuen Jahr automatisch ein  Jahr älter, anstatt den tatsächlichen Geburtstag heranzuziehen. Wer also im Januar 1992 geboren wurde, ist aktuell bereits 31 Jahre alt, obwohl er dieses Jahr erst 30 wird und im Moment noch 29 sein könnte.

Genutzt wird dieses Alter aber eigentlich nur in Rechtsbeziehungen, daher feiern insbesondere die jüngeren Generationen ihren Geburtstag am tatsächlichen Tag und sehen sich auch erst an jenem Tag als ein Jahr älter an.

Seo kritisiert zudem, dass Regierungsrichtlinien kompliziert und verwirrend kommuniziert werden. So gestaltet sich im Moment zum Beispiel auch die Impfung von Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren als recht kompliziert, da laut Seo niemand so richtig weiß, ob sein Kind nun zur Impfung zugelassen würde oder nicht und welche Altersrechnung dazu herangezogen wird. Für Behördengänge gibt es drei verschiedene Methoden, das Alter zu errechnen – und in jedem Fall kommt eine andere Zahl raus.

Das Medienstartup Nunik hat vom 15. bis 20. Dezember eine Online-Umfrage zur Altersstandardisierung durchgeführt. Die Zielgruppe von Nunik ist hauptsächlich 20 bis 30 Jahre alt.

2.021 Personen wurden insgesamt befragt:

  • 1.686 stimmten dafür,
  • 258 Personen dagegen,
  • und 77 Personen wählten „anderes“.

Damit zeigten sich mehr als 84 % der Befragten einer Anpassung der Alterszählung gegenüber positiv gestimmt.

Auch in der Regierung ist die Thematik bereits angekommen. So schlugen 13 Mitlieder der Demokratischen Partei Lee Jangseop dem Sicherheitsausschuss und der Nationalversammlugn ein Gesetz zur Altersberechnung und Angabe des Alters vor.

Inhalt dieses Gesetzentwurfs ist es, die Altersangabe in behördlichen Dokumenten verbindlich zu machen und durch Öffentlichkeitsarbeit und ähnliches die Verwendung des Alters im Alltag zu ermöglichen.

In einem Telefongespräch mit der Zeitung Hankyoreh sagte der Abgeordnete Lee Jangseop:

Es wurde als Reaktion auf den öffentlichen Wunsch und die administrative Notwendigkeit vorgeschlagen, da die Zählung des Alters im koreanischen Stil unbequem ist.

Der Gesetzesentwurf befindet sich aktuell in der Prüfungsphase durch den zuständigen Ausschuss. Das Büro des Chefsachverständigen für diesen Ausschuss hat sich bereits November 2021 zu Wort gemeldet. Man hat anerkannt, dass die Altersangaben im Gesetz und im täglichen Leben unterschiedlich sind. Der gesellschaftliche Konsens muss daher Priorität haben, so die Aussage.

Seitens eines Beamten des Ministeriums für öffentliche Verwaltung und Sicherheit heißt es dazu:

In Korea dient das zivilrechtliche Alter als Grundgesetz und scheint in gewissem Maße Anwendung zu finden. Die Verabschiedung eines separaten Gesetzes sollte weiter in Erwägung gezogen werden.