Wer Koreanisch lernt, stellt schnell fest, dass die Ansprache der eigenen Person oder des Gegenübers eigentlich so gut wie gar nie passiert. Das hat einen ganz einfachen Grund; man bevorzugt einfach die Anrede in der dritten Person. Tatsächlich ist es ganz normal, über sich selbst und die andere Person so zu sprechen, als wir es selbst in unserer Sprache gewohnt wären, wenn es um jemand Drittes geht. Sätze mit Ich-Bezug sind eigentlich ganz selten, um nicht zu sagen, sogar unhöflich.
Koreanische Kinder verwenden sogar ihren eigenen Namen, um dann in der dritten Person von sich zu erzählen. Für sie ist die Sprache aus der dritten Person noch nicht so einfach. Beispielsweise würde ich in so einem Fall sagen: „Babsi schreibt gerade einen Artikel über das Du-Sagen in Koreanisch.“
Ein Fall, der euch besonders bei Doramas immer wieder auffallen dürfte; wenn beide Personen älter und gut befreundet oder zumindest bekannt sind, sprechen sie von sich selbst in dem Titel, den ihr Gegenüber ihnen geben müsste. „Oppa hat dir Blumen gekauft.„, zum Beispiel.
Aber wie sagt man „du“ in Koreanisch?
Trotz allem sollte man wissen, wie man das „du“ im Koreanischen anwenden würde. Denn es kann immer eine Situation geben, in der man es mal braucht.
Grundlegend kann man 너 für das „du“ und 나 für das „ich“ verwenden. Eine höflichere Version, um jemanden zu duzen, wäre 저.
Das Wort 그대 ist oft in Songs zu hören. Manchmal sogar in einem Gedicht oder Theaterstück. Hierbei handelt es sich aber ausschließlich um ein poteisches Wort, das im Alltag keine Anwendung finden sollte!
Die üblichsten Varianten im Alltag
Wie gesagt verwendet man einfach die dritte Person oder lässt die Anrede einfach komplett weg. Beispiel:
오늘 뭐 해요?
Das bedeutet wörtlich übersetzt: „Was heute machen?“
Oder schöner ausgedrückt: „Was machst (du) heute?“
Umgekehrt funktioniert das mit der Ich-Variante übrigens auch:
영화 봐요.
Bedeutet wörtlich: „Werde Film schauen.“
Oder eben: „(Ich) schaue mir heute einen Film an.“
Hieran ist übrigens auch sehr schön zu erkennen, wie sehr wir unsere Sprache ausschmücken, was im Koreanischen kaum der Fall ist.
Die goldene Regel zum Duzen
Korea ist voller Titel und sozialer Gepflogenheiten. Ihr wisst mittlerweile sicherlich, dass eine Frau zu einem Mann, dem sie näher steht, 오빠 sagt. Oder umgekehrt 누나. Eine jüngere Frau sagt zur älteren 언니, während es bei den Herren das Wort 형 ist, das zum Älteren gesagt wird. Und dann gibt es da noch jede Menge weitere Höflichkeitstitel, wie 선생님 für den Lehrer oder das Anhängsel -씨, das an einen Namen drankommt, wenn man jemanden noch nicht näher kennt.
Grundsätzlich gilt daher beim Duzen: Man sollte sein Gegenüber auf keinen Fall einfach duzen, wenn man diese Rangordnung noch nicht geklärt hat!
Fettnäpfchen-Gefahr „당신“
Wer in Google Translate oder einem anderen Übersetzungstool nach der Übersetzung für „du“ sucht, bekommt als Ergebnis 당신. Tatsächlich ist das korrekt, es handelt sich hierbei um das koreanische Wort für „du“. Trotzdem sollte man es nur in gewissen Situationen verwenden. Und zwar:
- Man sagt es zu seinem (Ehe-)Partner.
- Man will einen Streit provozieren.
- Das Wort kommt in einer Werbung vor.
당신 ist eigentlich eine sehr saloppe Variante des Du-Worts. Man sollte es daher nur dann verwenden, wenn man demjenigen wirklich, wirklich nahe steht.
Interessanterweise ist das Wort so intim, dass es unter Jüngeren kaum verwendet wird. Manchmal verwenden es Eltern als Kosewort für ihr kleines Baby oder Eheleute, die schon kurz vor der goldenen Hochzeit stehen.
Im Zuge von Werbungen darf 당신 übrigens deshalb verwendet werden, da der Zuschauer keine explizit, namentlich angesprochene Person ist. Unhöflich ist es in diesem Fall deshalb nicht, da der Werbetreibende dem Zuschauer dabei nicht gegenübersteht.