Von April 1948 bis August 1949 fand ein Massaker auf der koreanischen Vulkaninsel Jeju-do statt. Dieses geschichtsträchtige Ereignis war nicht nur eines der schlimmsten Ereignisse auf dieser Insel, sondern im gesamten koreanischen Raum. Was genau beim Jejudo-Aufstand 1948 geschah und wie es überhaupt dazu gekommen ist, wird nun in diesem Artikel erklärt.
Im Jahr 1948 wurde in Seoul eine Lokalregierung eingesetzt, die im Großen und Ganzen rechtsgerichtet war. Auf Jeju Island machte sich die Angst vor zunehmender Fremdbestimmung breit, sodass immer stärkere Unruhen entstanden. Linksgerichtete Rebellen entschlossen sich dazu, das Volk gegen die Regierung aufzustacheln. Am 3. April 1948 fand der erste Angriff im Rahmen dieser Zeit statt. Die Rebellen gingen dabei gegen sämtliche Polizei- wie paramilitärischen Einrichtungen mit rechter Gesinnung auf der Insel los.
Seitens der Regierung bestand keinerlei Toleranz für den Aufstand, also wurden militärische Streitkräfte dafür eingesetzt, um ihn zu beenden. Um die rebellischen Gebiete zu isolieren, fand ein Angriff auf sämtliche Dörfer statt, die mehr als vier Kilometer von der Küste entfernt waren. Von den damals rund 400 Dörfern wurden insgesamt 270 dem Erdboden gleichgemacht. Die Opferanzahl, von der man dabei ausgeht, variiert sehr stark je nach Quelle. Auf der Insel Jeju-do selbst ist von 140.000 Opfern die Rede. Währenddessen zählen die offizielle Zahlen 27.000 bis 30.000 Tote. Zum überwiegenden Teilen geht es dabei um Zivilisten, also auch Frauen, Kinder und alte Leute.
Heftiges Leugnen auf der Halbinsel
Es bestand ein jahrelanges Verbot in Korea, das Massaker vom Jeju-Aufstand 1948 zu thematisieren. Immer wurde nur vom Vorfall vom 3. April 1948 gesprochen, aber man ging nie ins Detail. Das war insofern tragisch, da die Hinterbliebenen keine Gedenkveranstaltungen für ihre gefallenen Familienmitglieder abhalten durften. Zum Teil erhielten sie sogar ein striktes Berufsverbot. Viele kritische Vorfälle, die zwischen Linken und Rechten geschehen waren, wurden damals viel kleiner geredet, als sie letzten Endes waren.
Erst mit der Einkehr der Demokratie in den 1980er Jahren wurden erste Versuche gestartet, die eigene Zeitgeschichte aufzuarbeiten. Als 1999 durch den Präsidenten Kim Daejung eine Untersuchungskommission gestartet wurde, belastete das die Regierung schwer. Demzufolge wurden solche Versuche dann mit der Einkehr der konservativen Regierung unter Lee Myungbak ab 2008 gestoppt. Sogar Quellen der finanziellen Unterstützung wurden abgekappt, damit derartige Forschungen nicht weiter betrieben werden konnten. Aus diesem Grund sind auch nur so stark voneinander abweichende Statistiken vorhanden. Sogar die Presse wurde bewusst auf andere Themen gelenkt, damit nicht weiter über Themen berichtet wurde, die man lieber totschweigen würde.
Informationsquellen haben sich stark verändert
Heutzutage weisen verschiedene Stellen direkt aus Korea aber gezielt darauf hin. Nicht zuletzt unter Präsident Moon Jaein hat sich die Politik in diesen Belangen etwas gelockert, wenngleich hier noch viel Potential steckt. So weist zum Beispiel die Tourismusorganisation der Insel Jeju mittlerweile gezielt auf die dunkle Geschichte hin und informiert jeden Interessenten – zumindest über jene Details, die hierüber bekannt sind. Kim Seokbo hatte das Massaker als 13jähriger überlebt und ein paar Fakten darüber an die Tourismuszentrale weitergegeben:
- Am 3. April 1948 eröffnete die Polizei in Bukcheon das Feuer auf Demonstranten, die eigentlich den Kampf der Koreaner gegen die japanischen Besetzer feiern wollten.
- Die Einheimischen gingen daraufhin auf 11 der dort ansässigen Polizeistationen los.
- Daraus entstanden Kämpfe, die zunächst an die 120 Todesopfer forderten.
- Überlebende riefen zum Aufstand gegen die amerikanische Militärregierung auf, welcher Korea zu jener Zeit noch untergeordnet war.
- Das Militär soll daraufhin in einer Vergeltungsaktion 130 von 183 niedergebrannt haben.
- Dabei geht man von 15.000 bis 30.000 Todesopfern aus.
Das Jahr 1999 aufgebaute Monument zu Ehren des Jejudo-Aufstands ist noch heute eine wichtige Gedenkstätte, die trotz aller Verleugnungen nicht zerstört wurde. Dennoch haben manche Reporter noch immer Probleme, Berichte zu diesem Thema zu veröffentlichen. Besonders in konservativen Kreisen wird dann schnell der Vorwurf ausgesprochen, dass dabei nur Lügen erzählt werden.