Homosexualität

Im Juni standen homosexuelle Soldaten vor dem Militärgericht und genau jene Tatsache hat für Empörung unter Menschen anderer Länder und Kulturen gesorgt. In Korea etwas ganz normales? Der heutige Artikel erklärt, wie es in Korea um das Thema der Homosexualität steht und warum das eigentlich gar nichts wirklich Neues ist.

Schon in der Zeit der Goryeo Dynastie war bekannt, dass König Mokjong, als auch König Gongmin verschiedene männliche Liebhaber hatten. Das waren ganz einfach männliche Gegenstücke zu den Konkubinen. Als König Gongmins Frau verstarb, ging er sogar so weit, junge Männer aus dem ganzen Land für solche Dienste anzuwerben. Er stand also offen dazu. Aber wer würde sich schon gegen einen König empören? Sein Wort war stets Gesetz.

Warum ist es dann so ein Problem, wenn Soldaten homosexuell sind? Der Grund liegt tief im Gesetz verankert und das möchte ich euch nun kurz näher erklären.

Im Zivilstrafgesetzbuch gibt es kein Gesetz, das solch eine Zusammenkunft verbietet. Artikel 31 des koreanischen Menschenrechtskomitees besagt sogar, dass kein Individuum auf Basis seiner oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Anders sieht es allerdings im Militärstrafgesetzbuch aus. Denn hier besagt Artikel 92, dass gleichgeschlechtlicher Sex einer sexuellen Belästigung gleichkommt, ungeachtet der sexuellen Orientierung eines Menschen. Da es so ist, dass das Militärgesetz nicht zwischen einvernehmlichen und nicht einvernehmlichen Vergehen unterscheidet, kann auf Soldaten, die Sex mit anderen Männern haben, eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr zukommen.

Bereits im Jahr 2010 hat das Militärgericht festgelegt, dass dieses Gesetz illegal ist. Sexualität wäre eine Sache, die rein mit dem Privatleben eines Menschen zu tun hat. Die Verhandlungen gingen bis an den Obersten Gerichtshof. Bis heute gibt es aber noch keine Entscheidung in dieser Angelegenheit. Der Präsident äußerte sich bereits während der Schlagzeilen zu dem Thema folgendermaßen:

Die Gesellschaft ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht imstande, offen mit Homosexualität umzugehen. Auch ist sie im Moment nicht dazu bereit, das Verbot von Homosexualität innerhalb des Militärs zu streichen.
Präsident Moon Jaein

Tatsächlich ist es abseits vom Militär in Korea so, wie in fast jedem anderen Land, was die Homosexualität betrifft. Jene Leute, auf die so etwas zutrifft, gehen entweder ganz offen oder sehr verklemmt mit dem Thema um. Es gibt Anfeindungen, wie sie in jeder Gesellschaft stattfinden und hin und wieder passieren auch Übergriffe auf Leute, die offen dazu stehen. Das ist allerdings die Seltenheit, da in Südkorea allgemein die Kriminalitätsrate sehr niedrig ist.

Nach wie vor werden homosexuelle Koreaner allerdings mit Problemen im Alltag und der Arbeit konfrontiert. Deshalb trauen sich viele nicht, überhaupt an ein Outing zu denken. In Itaewon, Seoul gibt es ein paar Nachtclubs für homosexuelle Menschen. Die dortige Gegend wird deshalb oft auch als Homo-Hill bezeichnet.

Im August 2017 wurde vom Obersten Gerichtshof genehmigt, die Beyong the Rainbow Foundation in Korea zu registrieren. Hierbei handelt es sich um einen Verein fpr Menschenrechte, die sich insbesondere auf LGBT ausgerichtet haben.

Transsexuelle Menschen dürfen ab ihrem zwanzigsten Lebensjahr umoperiert werden und ab diesem Zeitpunkt ihre Geschlechtsinformationen in offiziellen Dokumenten anpassen (lassen). Es gibt sogar einen Transgender Celebrity in Korea. Ihr Name ist 이경은 Lee Kyungeun. Alternativ kennt man sie auch unter ihrem Künstlernamen Harisu.

Eine gleichgeschlechtliche Ehe oder eine Lebensgemeinschaft darf es bislang nach dem Gesetz in Korea nicht geben.

Vokabeln zum Thema:
  • 동성애자 Dongseongaeja = homosexuell (wörtlich: gleichgeschlechtliche Liebhaber)
  • 동성연애자 Dongseongyeonaeja = homosexuell (wörtlich: geouteter Homosexueller; politisch eher inkorrekt)
  • 이반인 Ibanin = anders interessierte Person (bevorzugen homosexuelle Koreaner als Bezeichnung dafür)
  • 이반 Iban = Kurzform für Ibanin
  • 일반인 Ilban = herkömmliche Person (damit sind heterosexuelle Menschen in Korea gemeint)
  • 양성애자 Yangseongaeja = bisexuell
LGBT Vokabeln:
  • 레즈비언 lesbian (Koreanisch: 여성애)
  • 게이 gay (Koreanisch: 남성애)
  • 퀴어 queer
  • 트랜스젠더 transgender

In Doramas finden homosexuelle Charaktere mittlerweile auch immer mehr Einzug. So zum Beispiel bei Personal Taste oder Life is Beautiful.