Handelsstreit mit Japan – Südkorea bringt den Fall vor die WTO

Der Handelsstreit zwischen Südkorea und Japan erreicht ein neues Level. Die Südkoreaner wollen nun eine Beschwerde bei der WTO (Welthandelsorganisation) einlegen, die auf die strengeren Exportkontrollen seitens Japan abzieht. Es geht dabei um Materialien, die zur Chip- und Display-Produktion benötigt werden. Laut Yoo Myung Hee soll das Verfahren die nationalen Interessen schützen, die Aussage tätigte die südkoreanische Handelsministerin am Mittwoch (11.09.2019) in Seoul.

Ist Japans Kolonialherrschaft der Auslöser gewesen?

Japans Kolonialherrschaft begann 1910 und endete 1945. Dabei wurden koreanische Zwangsarbeiter eingestellt, was 2018 Folgen hatte. Und zwar hat der in Südkorea ansässige Oberste Gerichtshof letztes Jahr zwei japanische Firmen zur Zahlung eines Schadenersatzes angewiesen, der zwei ehemaligen Zwangsarbeiter zugute kam. Für Japan ein Dorn im Auge, denn aus der Sicht von Tokio ist das Thema mit den Entschädigungen längst abgeschlossen. Man beruft sich genauer gesagt auf den 1965 entstandenen bilateralen Vertrag.

Yoo Myung Hee sprach außerdem erneut davon, dass die Einführung der Kontrollmaßnahmen Anfang Juli politisch motiviert gewesen seien.

Kein Vertrauen mehr vorhanden

Die Verhängung der Exportkontrollen begründet Japan unter anderem damit, weil das Vertrauen zwischen den beiden Ländern untergraben sei. Für japanische Unternehmen bedeutet das: Müssen bestimmte Materialien exportiert werden, dann ist jedes Mal die Beantragung einer Lizenz notwendig. Für Südkorea nur bedingt förderlich, denn der Staat verfügt über die weltweit größte Chipindustrie und ist auf japanische Vorprodukte angewiesen.

Der Handelsstreit wurde übrigens zuletzt weiter verschärft. Auslöser war die japanische Regierung, die durch einen Beschluss erreichte, dass Südkorea nicht mehr auf der Liste der bevorzugten Handelspartner steht.

Ein Treffen steht im Raum

Um der WTO bei der Schlichtung des Streits zu helfen, hat Seoul seinen Nachbarn zu einem bilateralen Treffen aufgefordert. Es soll ein Teil des Schlichtungsverfahrens darstellen und dazu beitragen, dass der Handelsstreit abnimmt oder sogar ganz aufhört. Ein offizielles Datum oder Bestätigungen für ein Treffen dieser Art besteht aktuell nicht.