Was es mit dem Gwangju-Aufstand auf sich hat
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Spricht man vom Gwangju-Aufstand, so geht es um einen Aufstand in der gleichnamigen südkoreanischen Stadt Gwangju, der sich am 18. Mai des Jahres 1980 ereignet hat.

Zunächst war es eine Demokratiebewegung, die aus einer eskalierenden Demonstration entstand, die von Studenten abgehalten wurde. Sie richteten sich mit ihrer Demonstration gegen die herrschende Militärdiktatur und das damals über das ganze Land verhängte Kriegsrecht und forderten gleichzeitig mit Nachdruck dazu auf, Kim Daejung freizulassen. Kim, damals ein Oppositionspolitiker und anerkannter Führer dieser Demokratiebewegung, befand sich zu jener Zeit in Gefangenschaft. Später wurde er der achte Präsidenten der Republik Südkorea.

Zunächst begann die Demonstration ganz friedlich. Mit weiterem Fortschreiten wurde sie allerdings vom Militär unter dem Einsatz von brutaler Gewalt beendet. Ein Aufstand war die Folge, dem sich Studenten, Arbeiter und viele einfache Bürger anschlossen. An den verschiedenen Tagen, die jener Aufstand anhielt (er begann am 18. Mai und endete am 27. Mai) konnten bis zu 200.000 Menschen mobilisiert werden. Doch schon wenige Tage nach dem Beginn dieser Demokratiebewegung wurde am 20. und 21. Mai ein Teil der daran teilnehmenden Bevölkerung in einem Gemetzel regelrecht ausgelöscht.

Am letzten Tag, dem 27. Mai, fand ein letztes großes Massaker statt, an dem die verbliebenen Demonstranten ebenso niedergeschlagen wurden. Seither gilt der Gwangju-Aufstand in der koreanischen Geschichte als ein Symbol für die Unterdrückung während der 1980er Jahre.

Wie es zum Gwangju-Aufstand kam – die Vorboten

Am 26. Oktober 1979 fand ein Attentat auf den seit 1961 Regierenden Diktator Park Chunghee statt. Der damalige Premierminister Choi Kyuha hatte zu jenem Zeitpunkt das Amt des Präsidenten von Südkorea übernommen. Nur wenige Zeit später, am 12. Dezember 1979, hatte sich Chun Doohwan durch einen Militärputsch selbst an die Spitze der Macht gebracht. Im April 1980 übernahm er zusätzlich die Macht der Korean Central Intelligence Agency (kurz KCIA).

Gegen ihn formierte sich Widerstand, der seinen Höhepunkt am 15. Mai 1980 fand, da an diesem Tag zwischen 70.000 und 100.000 Studenten auf die Straße gingen. Sie forderten die Rücktritte von Chun & Choi, genauso wie die Rücknahme des Kriegsrechts und die Abschaffung der bis dahin geltenden Yushin-Verfassung.

Die Yushin-Verfassung war die achte Verfassung Südkoreas. Sie brachte so einige Nachteile und große Einschränkungen für die koreanische Bevölkerung mit sich. Dabei wurden heute fast schon als selbstverständlich angesehene Grund- und Menschenrechte stark beschnitten.

Durch die sich auf der Straße sammelnden Demonstranten unterstützt, stellte die Opposition einen Antrag auf Beendigung des Kriegsrechts im Parlament. Am 20. Mai hätte eine Abstimmung diesbezüglich stattfinden sollen, zu der es allerdings nicht mehr kam.

General Chun reagierte auf die Demonstrationen mit Gewalt. Mit dem sogenannten Dekret Nummer 10 verschärfte er das Kriegsrecht am 17. Mai, da er den Ausnahmezustand auf das gesamte Land ausweiten ließ. Das hatte zur Folge, dass Universitäten geschlossen wurden, die Nationalversammlung aufgelöst wurde und jegliche politische Aktivitäten somit verboten waren. Insgesamt 26 Politiker der Opposition wurden verhaftet, unter ihnen auch Kim Daejung und Kim Jongpil.

Manche Quellen sprechen sogar von bis zu 70 Politikern der Opposition, die im Zuge dieser Aktivitäten verhaftet wurden.

Demonstrationen fanden nur Tage vor dem Aufstand statt

Aus dieser Härte, mit der Chun der koreanischen Bevölkerung entgegen trat, entstand die eingangs erwähnte Demokratiebewegung. Rund 600 Studenten der Chonnam National University gingen dafür auf die Straße und verkündeten dabei ihre Forderungen.

Die Demonstrationen begannen am Vormittag um 10 Uhr auf der Hauptstraße Geumnamno und wurden durch die dort lebenden Bürger unterstützt.

Das Militär rückte an und kreiste die Demonstration von allen Seiten ein. Einzelne Protestanten warfen Steine und Molotow-Cocktails gegen die Soldaten, woraufhin die Situation eskalierte. Die Soldaten gingen mit einer außergewöhnlichen Brutalität vor. Dabei nahmen sie wieder Rücksicht auf das Geschlecht, noch auf das Alter desjenigen, der sich vor ihnen befand. Ein Reporter der südkoreanischen Tageszeitung Dong-a Ilbo berichtete unter anderem davon, dass es an 15 verschiedenen Orten der Stadt zu blutigen Kämpfen zwischen Demonstranten und Soldaten kam.

Das hatte wiederum zur Folge, dass am nächsten Tag, am 19. Mai, eine noch größere Demonstration entstand. Studenten, Arbeiter und Bürger der Stadt schlossen sich zusammen und erhielten Unterstützung durch Bus- und Taxifahrer. Diese bildeten einen so langen Konvoi, dass die militärischen Truppen ein schweres Vorankommen hatten. Dadurch kamen Tränengas, Schlagstöcke und die Bajonette der Soldaten zum Einsatz. Erneut warfen Demonstranten Steine und Molotow-Cocktails.

Gwangju-Massaker
Statue zum Gwangju-Massaker auf dem Nationalfriedhof; ein symbolisches Mahnmal, picture credit: Ulanwp

Am 20. Mai 1980 kam es zum Gwangju-Aufstand

Einen Tag später arbeiteten rund 5.000 Demonstranten gegen die von der Polizei errichteten Barrikaden. Bis zum Abend hin wurden es 100.000 Bewohner der Stadt, die jene Orte sowie das Regierungsgebäude der Provinzhauptstadt Gwangju belagerten. Dazu waren neun Busse und 200 Taxis fast ununterbrochen im Einsatz.

Die Situation eskalierte. In der Nacht zündeten die demonstrierenden Bürger ihre Fahrzeuge an und bewegten sie in Richtung der Militärtruppen. Dadurch eröffneten die Kampfeinheiten das Feuer und töteten gezielt die Demonstrationen, was zu weiteren Eskalation des Aufstandes beitrug.

Wütend darüber, was sich bereits an den Vortagen ereignet hatte, plünderten die Demonstranten die Waffenkammern der Polizei sowie der Armee. Sie besetzen den Rundfunksender der Stadt, Regierungsgebäude und bestückten Fahrzeuge aus der Fabrik von Asia Motors mit zahlreichen Waffen. Rund 200.000 Bürger standen der Armee gegenüber, tausende von ihnen bewaffnet und bereit, diese Waffen für ihre Freiheit einzusetzen.

Die Uhr zeigte gegen 14 Uhr Ortszeit, als die Demonstranten gerade Buddhas Geburtstag feierten und dabei die südkoreanische Nationalhymne zu singen begannen. Zu diesem Zeitpunkt eröffneten die Soldaten ein weiteres Mal das Feuer auf die Menschenmasse. Dutzende Unschuldige wurden dabei erschossen und mehr als 500 Demonstranten verletzt. Die zum Teil bereits bewaffneten Bürger wehrten sich gegen diesen Angriff. Bis zum Abend hatten sie ihre Stadt soweit wieder unter Kontrolle.

Während des Aufstandes traten aufgrund der heftigen Vorkommnisse zahlreiche Minister aus Protest zurück.

Was sich die Tage daraufhin ereignete

  • Am Mai hatten sich die Demonstrationen und Unruhen auf insgesamt 22 Städte der Provinz ausgebreitet.
  • Der amerikanische General John A. Wickham beschloss am Mai die Mobilisierung seiner Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes.
  • Am Mai riefen jedoch die Bürger von Gwangju das „befreite Gwangju“ aus.
  • Die Truppen, die sich aus dem Stadtkern zurückgezogen hatten, errichteten am Mai mehrere Barrikaden um das Stadtzentrum herum.
  • Das Bürgerkomitee und die amtsinhabenden Offiziere trafen sich am Mai, um miteinander zu verhandeln.
  • Am Mai war das gesamte Stadtzentrum von Gwangju in den Morgenstunden umstellt und abgeriegelt. Die Armee stürmte mit 20.000 Soldaten, Fallschirmjägern und sogar Panzern in die Stadt hinein und beendete den Aufstand mit einem letzten großen Blutbad.

Das Massaker von Gwangju

Im Schulunterricht und auch im Alltag spricht man heute kaum mehr von einem Aufstand, sondern bezeichnet diese Vorkommnisse als Massaker von Gwangju. Der Gwangju-Aufstand wird daher auch oft Gwangju-Massaker genannt. Dieser Beiname resultiert aus dem brutalen Vorgehen der Soldaten und der daraufhin entstandenen Kämpfe mit den Demonstranten.

Rein faktisch stellen auf jeden Fall die Gemetzel an der Zivilbevölkerung an den Tagen 20., 21. und 27. Mai ein Massaker da.

Sieht man sich die genauen Opferzahlen näher an, so unterscheiden sich die massiv je nach Bezugsquelle. Offizielle Angaben von Untersuchungen, die im Jahr 2006 durchgeführt wurden, sprechen von 154 Getöteten und 4.141 verletzten Demonstranten. Die Zahl der bis heute noch als vermisst geltenden Menschen aus diesen Kämpfen wird auf 74 festgelegt. Darüber hinaus sollen in den Tagen nach dem Massaker mehr als 3000 Menschen verhaftet worden sein.