Die Shincheonji Kirche rekrutiert in Tandem-Lerngruppen neue Mitglieder

Im Tandem eine Sprache zu lernen bedeutet im Grunde, dass man sich einen Lernpartner sucht, der selbst auch eine Sprache lernen möchte. Das muss nicht einmal dieselbe Sprache sein, wie man sie selbst lernt, es könnte sich genauso um einen koreanischen Bürger handeln, der Englisch oder Deutsch lernen möchte – man hilft ihm dabei und im Gegenzug lernt er dafür mit einem selbst Koreanisch.

Es ist eine sehr beliebte Lernvariante, die wir auch immer wieder empfehlen, weil sie dabei hilft, flüssiger Koreanisch lesen und sprechen zu lernen.

Aktuell scheint jedoch die Shincheonji-Kirche, eine christliche Sekte aus Südkorea, vermehrt Mitglieder aus Deutschland zu rekrutieren. Es wird daher Zeit für einige Infos, worauf ihr unbedingt achten müsst.

Y Kollektiv hat ein Video zu dem Thema gemacht, das könnt ihr euch hier ansehen:

Nicht nur in Hamburg, sondern auch in Berlin und generell in ganz Deuschland breiten sie sich immer mehr aus. Im August 2020 schrieb bereits die Berliner Zeitung über den Kult. Damals hieß es, dass die Glaubensgemeinde bereits rund 500 Anhänger allein in Berlin haben soll;

Die Gruppierung verbirgt sich hinter Tarnorganisationen und Fassadengemeinden, Gemeinde im Licht, International Women’s Peace Group, Religiöses Netzwerk für Weltfrieden Berlin; die Namen wechseln ständig.

Ekir geht in einem eigenen Beitrag etwas genauer auf die Weltanschauung dieser Kirche ein. Und auch im Standard hat es einen Erfahrungsbericht darüber gegeben.

Das sind nun zunächst nur ein paar von vielen Berichten, die in den letzten Monaten im deutschsprachigen Bereich über diese Sekte aufgetaucht sind. Ich habe sie mir für euch durchgelesen und ein paar Warnsignale zusammengeschrieben:

Warnsignale in Social Media – Tandem-Lerngruppen & Co.

  • Man wird in ein Gespräch darüber verwickelt, was einem im Leben wichtig sei.
  • Lernpartner stellen sich als Freunde vor und entpuppen sich als Aufpasser. Sie beanspruchen so viel Zeit von ihrem „Lernpartner“, dass dieser den Kontakt zu anderen Menschen fast vollständig vernachlässigt, um sie beeinflussen zu können.
  • Es wird gezielt nach potentiellen Mitgliedern gesucht, die wenig Bezug zu Familie oder Freunden haben, die im besten Fall religiös sind, aber nicht viel festen Bezug zu einer Religion haben. Man streckt die Fühler in Lerngruppen, auf Datingplattformen und einfach überall aus.
  • Die Sektenmitglieder sind im Internet sehr aktiv, geben sich stets als Leute aus, die einfach nur Gleichgesinnte kennenlernen wollen.
  • Sobald das Gefühl besteht, dass die potenziellen neuen Sektenmitglieder geeignet sind, gibt es eine Einladung; auf ein Treffen, zu einem Seminar und dergleichen. Manchmal wird es auch einfach nur als Empfehlung ausgesprochen. („Ich hab von diesem und jenem Seminar gehört, finde es aus diesen Gründen total super, solltest du auch mal ausprobieren“ und so weiter…)

Warnsignale im realen Leben – abseits von Social Media

  • Mitglieder gehen mit einem Tablet auf andere Leute zu und bitten um ein paar Minuten für eine Umfrage. Man bittet um ein Treffen auf einen Kaffee, würde Studien zum Kulturvergleich durchführen. Das kann auf religiösen Veranstaltungen genauso passieren wie an Orten mit vielen Menschen, beispielsweise an einem Bahnhof.
  • Man spricht Einladungen zu Bibelkursen aus, bei denen diese genauestens analysiert werden soll. Die Sekte besitzt mehr als 300 Bibelschulen auf der ganzen Welt. Mehr dazu in diesem Video.

Weitere wichtige (Aussteiger-)Videos zu diesem Thema



Checkliste: Gefährdungsbeurteilung von Sekten & Psychogruppen

Nehmt euch die nachfolgende Liste vor. Wenn ihr mehr als einen Punkt davon ankreuzen könnt, ist Vorsicht geboten. Bei Sorge könnt ihr euch an Fachleute und Beratungsstellen wenden. Dazu eignet sich eine Krisenberatungsstelle, oder auch eine kirchliche Stelle.

Ihr findet eine gute Liste an Sektenberatungen in Deutschland hier, in Österreich gibt es eine Gesellschaft gegen Sekten in Wien, Näheres dazu findet ihr hier.
  • (In Tandemlerngruppen) Es geht beim Lernen weniger um Smalltalk, sondern mehr um allgemeine Themen der Weltanschauung.
  • (In Tandemlerngruppen) Sekten nutzen häufig eigene Begriffe oder eine eigene Ausdrucksweise. Daher am besten mit mehreren Tandempartnern lernen und Vergleiche ziehen! Wer wirkt „fehl am Platz“? Abstand gewinnen und austesten, wie das Gegenüber reagiert!
  • (In Tandemlerngruppen) Es bleibt nicht lange bei Onlinetreffen. Schnell wird ein persönliches Treffen vorgeschlagen, um stärker Einfluss nehmen zu können.
  • Es gibt seltsame Versprechen darüber, dass man ein besserer Mensch werden könne.
  • Eine Gruppe, en Seminar oder auch ein Buch sollen dabei helfen, die persönlichen Probleme und die Probleme dieser Werlt zu lösen.
  • Das eigene Leben soll sich vollständig verändern.
  • Es wird kommuniziert, dass man genau diese Gruppe/diesen Glauben brauche, um alles zu erreichen, was man schaffen möchte.
  • Die Gruppe bietet ganz einfache Erklärungen für komplexe Lebensbereiche und Probleme.
  • Die Person, mit der man kommuniziert, ist überaus freundlich und zuvorkommend, gleichzeitig aber sehr kontrollierend.
  • Man hat das Gefühl, dass ganz stark auf die eigene Person eingegangen wird.
  • Derjenige involviert sich stark in das gesamte Leben, zeigt unglaublich viel Interesse – an jedem noch so kleinen Lebensbereich.
  • Es gibt Regeln oder Rituale für Ernährung, die einem recht schnell nahegelegt werden.
  • Sekten haben eine oder nur sehr wenige zentrale Führungspersönlichkeit(en).
  • Mit Kritik wird nicht gut umgegangen. Das wird schnell als feindliche Absicht interpretiert und bekommt man auch direkt zu spüren.
  • Stellt sich der Erfolg nicht wie versprochen ein, dann wird die Schuld auf das angeworbene Mitglied abgewälzt. Man würde nicht alle Regeln befolgen, habe sich zu wenig bemüht oder würde zu viel an sich (oder der Gruppe) zweifeln.
  • Wer sich von der Gruppe lösen will, wird massiv unter Druck gesetzt oder auf subtile Art überzeugt, dass man das nicht tun kann.