Nachdem im Jahr 1910 Korea von Japan annektiert wurde, herrschte eine Militärregierung vor. Gesellschaftliche Veränderungen waren damit vorprogrammiert. Um einen möglichen Protest von vornherein zu zerschlagen, wurde die gesamte politische Struktur des Landes umgebaut. Dabei wurden zuerst die kaiserliche Regierung und alle ihre zugehörigen Institutionen sowie Organisationen aufgelöst. Anstelle dessen wurde ein Generalgouvernement erstellt und dieses wiederum von einem japanischen General geführt. Seine Position war die eines Ministers in Japan gleichgestellt, dadurch übte er eine absolute Macht über das besetzte koreanische Land aus.
Sämtliche staatliche Abteilungen, wie etwa die Verwaltung, die Justiz sowie auch das Militär und all seine Unterabteilungen waren dem General direkt unterstellt. Seine Aufgabe war es, in Korea die japanischen Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Teile davon waren die damalige Eisenbahn, die landesweite Kommunikation, die generelle Bodenvermessung und das Erheben eines Zolls.
Die koreanischen Bürger durften zwar in ihren Häuser bleiben, mussten sich dafür aber der völligen Diktatur unterwerfen. Ihnen wurde jeder Einfluss auf die Politik entzogen. Die einzigen Ausnahmen stellen einzelne Beratungsgremien dar, die zwischen dem General und den Mitgliedern der Kaiserfamilie stattfanden. Doch auch ihnen wurde nahegelegt, dass Ihre Meinung nicht sehr viel Einfluss haben würde.
Bereits ein Jahr später, 1911, kam es zu heftigen Widerständen. Als Folge wurde eine Militärpolizei eingeführt, die eine harte Innenpolitik im Land durchsetzte. Wer sich nun einen weiteren Widerstand hingeben wollte, wurde verhaftet. Es sind heute keine genauen Zahlen damaliger Opfer bekannt, allerdings gab es mehrere Zeitzeugen-Berichte, die von einem Leben auf der Straße und ohne Eltern berichten. Während die Militärpolizei allem voran zur Unterdrückung von Widerständen zugegen war, sagten sie auch für eine totale Überwachung. Junge Koreaner sollten von Grund auf umerzogen werden und bereits in der Schule japanische Ideologien gelernt bekommen. Von Seiten Japan wurden dazu rund 60.000 Menschen im Polizeidienst auf der Halbinsel stationiert.
Viele wirtschaftliche Bereiche erhielten neue Regelungen, die allem voran dem Gewinn an Reichtum für Japan dienten. So wurden spätestens ab dem Jahr 1911 die Waldwirtschaft sowie die Fischerei des Landes fast ausschließlich zum Export genutzt und nicht dazu, die Bürger vor Ort zu versorgen. Zu großen Teilen dürfte sich das auch auf den Bergbau und auf die Reisernte ausgewirkt haben. Mit anderen Worten liebt den koreanischen Bauern kaum etwas von den Produkten, die sie selbst produzierten. Ganz Korea wurde vielmehr zu einem großen japanischen Unternehmen, als einem eigenständigen Land gemacht.
Die damaligen Diskriminierungen gingen soweit, dass ein japanischer Polizeichef nach eigenem Ermessen das Recht hatte, eine Strafe von bis zu drei Monaten Arrest oder auch das Auspeitschen verhängen zu lassen. Sie erhielten für ihre geleistete Arbeit beinahe das Zweieinhalbfache an Lohn, als ein koreanischer Bürger. Wollte während der japanischen Kolonialzeit ein Koreaner einen Bankkredit aufnehmen, so musste er grundsätzlich 25% mehr Zinsen entrichten. Dinge, wie eine Steuerfreiheit oder Subventionen gab es ausschließlich für Japaner. In Verwaltungspositionen durfte ein Koreaner lediglich Hilfsarbeiten verrichten. So wurde er entweder als Schreiber oder als Boote zugelassen, alle anderen Berufe waren auch hier den Japanern vorbehalten.
Verschiedenen Schriften zufolge ist davon auszugehen, dass nur noch 8% des gesamten Industrie Kapitals im koreanischen Eigentum verblieb.
Die Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919
Heute nennt man sie die Tonghak-Bewegung. Bereits im frühen Frühjahr des Jahres 1919 hatten sich verschiedene Widerstandsgruppen gegen die japanische Armee gebildet. Sowohl Bauern als auch Intellektuelle schlossen sich dieser an. Am 1. März desselben Jahres verlassen sie öffentlich eine Unabhängigkeitserklärung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich ein Großteil der für solche Aktivitäten zuständig Koreaner in der Mandschurei und im östlichen Eck von Nordostasien niedergelassen. In dieser Schrift haben sie bekannt, dass Korea ein unabhängiges Land sei und die Koreaner freie Menschen wären. Sie deklarierten ihr Recht als Selbstbestimmungsrecht der Völker. 33 Personen hatten damals unterzeichnet und hofften dabei darauf, die Eigenständigkeit des bis dahin noch besetzten Landes zurückgewinnen zu können. Schüler und Studenten trugen Informationen über diese Unabhängigkeitsbewegung bis in die tiefste Stadtmitte von Seoul Komma sodass am Ende angeblich jeder davon wusste. Die Anführer dieser wurden jedoch umgehend verhaftet, doch die Proteste gingen weiter Punkt wie ein Lauffeuer breiten sie sich in den folgenden Tagen im ganzen Land aus. Es folgte ein bewaffneter Befreiungskampf, der drei lange Monate andauerte. Am Ende konnte jedoch Japan die Kolonialmacht und damit auch die Kontrolle über das gesamte Land zurückgewinnen. Während in koreanischen Schriften so gut wie keine Anhaltspunkte zu dieser Widerstandsbewegung aufzufinden sind, geben japanische Statistiken folgende Zahlen bekannt:
- Es gab insgesamt 1.542 Protestaktionen
- Mehr als 2 Mio. koreanische Bürger beteiligten sich an den damaligen Protesten
- Rund 47.000 Menschen wurden dabei verhaftet
- Und rund 7.500 Beteiligte kamen dabei ums Leben
Die Tonghak-Bewegung schrieb als erste Massenbewegung für die Unabhängigkeit des Landes Korea Geschichte. Sie trug keine ideologische Färbung und galt lediglich der Befreiung des eigenen Volkes. Japan lockerte zwar seine gewalttätige Kolonialherrschaft, begann jedoch im selben Moment mit einer Assimilationspolitik. Hierbei handelt es sich um eine gezielte und vor allem erzwungene Herbeiführung sozialer Integration, bei der die soziale Minderheiten (in diesem Fall die Koreaner) an die eigenen kulturellen Umstände angepasst werden soll. Mit anderen Worten bedeutet das den vollständigen Verlust der eigenen Kultur und Ideologie.
So sah die japanische Ideologie für Korea aus
Eigene Kulturschätze dürfte es nicht geben. Ob der Zeit um 1919 wurden viele national Schätze und verschiedene kunsthandwerkliche Gegenstände aus Korea gestohlen und nach Japan gebracht, die selbst bis heute noch nicht zurückgegeben worden sind.
Anstelle der eigenen Muttersprache wurde bereits ab der Grundschule Japanisch gesprochen und Koreaner waren grundlegend dazu gezwungen, japanische Namen anzunehmen. Trotz allem herrschte stets eine Diskriminierung vor, da japanische Einwohner die zwangseingegliederten Koreaner in der Regel nicht als ihresgleichen ansahen. Ihren Unmut darüber brachten sie dabei stets offen und unverhüllt zum Ausdruck.
Das Ende der Kolonialzeit
Die Besetzung Koreas durch Japan zog sich bis ins Jahr 1945. Erst mit dem Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ergab sich Japan den alliierten Streitkräften. Kurz darauf wurde Korea befreit und gewann nach 35 Jahren Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit zurück. Jedoch waren die Freude und der damit verbundene Frieden nicht von langer Dauer. Schnell brachen ideologische Konflikte darüber aus, was das Ziel der Bevölkerung war. Während der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 besetzten sowjetische Streitkräfte den nördlichen Teil der Halbinsel, während amerikanische Streitkräfte den südlichen Teil besetzten. Was daraufhin folgte, dürfte jedem bekannt sein: Der Koreakrieg.