Das Strafmaß in Korea

Bevor wir uns näher mit unserer True Crime Reihe auseinandersetzen, möchten wir euch einen wichtigen Einblick zum koreanischen Strafmaß geben, damit ihr die jeweiligen Strafen besser nachvollziehen könnt. Dazu haben wir auch mit mehreren lokalen Anwälten gesprochen, die so freundlich waren, uns einige Fragen zum Thema zu beantworten.

Von 1912 bis 1953 war das japanische Strafmaß in Korea gültig, seit 18. September 1953 hat Südkorea ein eigenes Strafgesetzbuch.

Diese Arten der Bestrafung gibt es in Südkorea

  • Einziehung von Eigentum (Beschlagnahme)
  • geringfügige Geldstrafe
  • Haft
  • Geldstrafe
  • Aussetzung von Qualifikationen
  • Entzug von Qualifikationen
  • Inhaftierung ohne Gefängnisarbeit
  • Freiheitsstrafe
  • Todesstrafe
Tatsächlich gibt es einen Unterschied zwischen Haft- und Freiheitsstrafe. Die Haftstrafe besagt, dass man sofort in den Vollzug wandert, eine Freiheitsstrafe kann zur Bewährung ausgesetzt werden. Es hat sich mit der Zeit aber zumindest im deutschsprachigen Raum eine falsche Sprachverwendung eingebürgert. Wir geben unser Bestes, diesen Fehler zu vermeiden.

Die wichtigsten Grundlagen zum koreanischen Recht

Grundsätzlich unterscheidet man auch in Korea zwischen dem Öffentlichen Recht und dem Zivilrecht. Mit anderen Worten gibt es einen Teil der Gesetzgebung, der sich darauf bezieht, die öffentlichen Träger (Staat, Polizei, etc.) zu regeln und einen Teil, der das bürgerliche Recht regelt.

Der Kernfokus von Strafen in Korea ist die Rehabilitierung und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Wer zum Beispiel dabei erwischt wird, Drogen konsumiert zu haben, erhält oft eine Geldstrafe sowie eine Freiheitsstrafe, diese dann jedoch auf Bewährung. Nach diesem Bewährungszeitraum scheint die Strafe in keinem Register mehr auf. Das Wort Strafe ist daher nicht unbedingt das Richtige, da man den Fokus in der Regel klar darauf setzt, dass der Täter die Schwere der Tat selbst erkennt und sich bessern will. Auch darf man an der Stelle nicht außen vor lassen, dass Südkoreaner ohnehin ein intensives Verständnis für Ehre haben, das sich oft auf die gesamte Familie bezieht.

Im Todesfall eines Menschen darf nicht mehr gegen diesen ermittelt werden. Sämtliche Verfahren, die denjenigen als Verdächtigen geführt haben, dürfen das nun nicht mehr tun. Das führt dazu, dass Verfahren mit nur einem Hauptverdächtigen sofort gestoppt werden. So war es zum Beispiel beim früheren Bürgermeister von Seoul der Fall. Es kommt in dem Bezug nicht selten vor, dass jemand Angeklagtes Selbstmord begeht, um so noch die Ehre der Familie möglichst zu wahren, da er nicht für schuldig befunden werden kann. In der Vergangenheit hat es häufige Fälle dieser Art gegeben, oft sogar mit einem Abschiedsbrief, der im Grunde als Geständnis gewertet werden könnte, aber dann aufgrund der Gesetzgebung kein Gewicht mehr hat.

50 Jahre ist das höchste Strafmaß, das ein koreanischer Bürger im Falle einer Freiheitsstrafe erhalten darf. Im Falle von sehr schweren Verbrechen besteht jedoch noch die Möglichkeit zur lebenslangen Freiheitsstrafe. Diese kann entweder auf zumindest zehn Jahre festgesetzt oder wortwörtlich bis zum Lebensende des Verurteilten ausgesprochen werden. Alternativ gibt es die Todesstrafe.

Es werden keine Strafen gestapelt. Herangezogen werden bei der Verhandlung zwar sämtliche Taten, da auch die Beweise zu jeder seitens der Anwaltschaft dargelegt werden müssen, aber es ist nicht so, dass für jede Strafe ein Strafmaß einzeln festgelegt und das am Ende zusammengezählt wird. Der Richter multipliziert in so einem Fall das (in der Regel höchste) Strafmaß der Vergehen und multipliziert dies mit dem Faktor 1,5, um daraus die Gefängnisstrafe zu erhalten.

Beispiel: 3 Straftaten (10, 6 und 2 Jahre Strafmaß) wären in vielen Ländern eine 18-jährige Gefängnisstrafe. In Korea würde 10 x 1,5 = 15 Jahre Gefängnisstrafe ergeben.

Strafmaß in Bezug auf Drogen

Da es in der KPOP Branche in der Vergangenheit einige Drogendelikte gegeben hat und ihr am häufigsten nach dessen Strafmaß gefragt habt, bieten wir hierzu einen detaillierten Exkurs in das Gebiet an:

Art. 2 Betäubungsmittelkontrollgesetz definitert Drogen in drei Kategorien:

  1. Betäubungsmittel
    • Mohn
    • Opium
    • Coca-Blätter
    • sämtliche aus diesen drei vorgenannten gewonnenn Alkalodide und chemische Verbindungen, die diesen ähnlich sind
    • chemische Verbindungen, die oben nicht angeführt wurden, mit großer Wahrscheinlichkeit aber missbraucht werden oder eine schädliche Wirkung haben
    • eine Mischung oder Zubereitung, die SToffe aus den vorhergehenden Punkten enthält
  2. Psychotrope Substanzen (Arzneimittel, welches das menschliche Zentralnervensystem beeinträchtigen kann und daher bei Missbrauch ernsthafte Schäden oder Gefahren für den menschlichen Körper verursacht)
  3. Cannabis (sämtliche aus der Hanfpflanze gewonnenen Produkte, mit Ausnahme von Samen, Wurzeln, reifen Stängel und die aus diesen drei genannten Dingen hergestellten Produkte)

Es ist koreanischen Bürgern nicht nur verboten, Drogen innerhalb des Landes zu konsumieren, sondern auch im Ausland. Das gilt auch für Länder, in denen der Konsum von Drogen legalisiert oder toleriert wird.

Würde ein Südkorea in Kanada oder den Niederlanden Marihuana rauchen, was dort legal ist, würde er nach seiner Rückkehr in Südkorea eine Freiheitsstrafe erhalten können.

Das Strafmaß gestaltet sich dabei wie folgt:

  • Verwaltung oder Besitz
    • Betäubungsmittel: 1 bis 3 Jahre Freiheitsstrafe
    • Psychotrope Substanzen: 10 Monate bis 3 Jahre Freiheitsstrafe
    • Cannabis: 8 Monate bis 1 Jahr und 6 Monate Freiheitsstrafe
  • Handel oder Unterstützung dessen
    • Betäubungsmittel: 4 bis 7 Jahre Freiheitsstrafe
    • Psychotrope Substanzen: 6 Monate bis 7 Jahre Freiheitsstrafe
    • Cannabis: 1 bis 2 Jahre Freiheitsstrafe
    • Generell: 7 bis 11 Jahre Freiheitsstrafe, wenn man es nicht konsumiert und den Handel ausschließlich aus Profitgründen vorantreibt
  • Import oder Herstellung
    • Betäubungsmittel: 4 bis 7 Jahre Freiheitsstrafe
    • Psychotrope Substanzen: 10 Monate bis 7 Jahre Freiheitsstrafe
    • Cannabis: 2 bis 4 Jahre Freiheitsstrafe
    • Generell: 7 bis 11 Jahre Freiheitsstrafe, wenn man es nicht konsumiert und den Handel ausschließlich aus Profitgründen vorantreibt

Welche Verbrechen können mit der Todesstrafe versehen werden?

Es gibt gemäß Abschnitt 41 des Strafgesetzes einige Verbrechen, über die eine Todesstrafe verhängt werden kann. Insgesamt sind es 16 verschiedene Vergehen, vier davon lauten:

  • Rebellion (Abschnitt 87)
  • Verschwörung mit dem Ausland (Absatz 92)
  • Mord (Absatz 250)
  • Raub-Totschlag (Abschnitt 338)

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