Am 1. April 1968 gründete die koreanische Central Intelligence Agency (KCIA) die 209. Abteilung der 2.325. Gruppe. Den Befehl dazu gab der damalige Präsident Park Chunghee. Man gab ihr auch den Spitznamen der Einheit 684, international besser bekannt als Unit 684. Sie gehörte der koreanischen Luftwaffe an, rekrutierte 31 Zivilisten, die entweder aus Kleinkriminellen oder arbeitslosen Jugendlichen bestand. Man versprach ihnen Geld und Arbeit, sobald sie ihre Mission erfolgreicht erfüllt hätten.
Gebildet wurde die Einheit ursprünglich, um sich für einen Überfall auf das Blaue Haus zu rächen. Hierbei handelte es sich um einen gescheiterten Versuch seitens Nordkorea, Park zu ermorden. Dieser hatte zwei Monate vor der Gründung der Unit 684 stattgefunden, Ende Januar 1968. Park beschloss damals, deren Mission zu spiegeln.
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Durchgeführt wurde der Angriff auf das Blaue Haus von der nordkoreanischen Einheit 124. Sie drangen heimlich durch die demilitarisierte Zone nach Südkorea ein, sollten ihn im Blauen Haus töten und anschließend politische Unruhen auslösen. Entdeckt wurden sie allerdings von der Polizei, nur 100 Meter vom Blauen Haus entfernt. Alle Mitglieder der nordkoreanischen Einheit 124 wurden binnen einer Woche getötet.
Unit 684 sollte nun den nordkoreanischen Diktator Kim Ilsung töten.
Ausgebildet wurden die Mitglieder auf Silmido, einer kleinen unbewohnten Insel vor der Küste von Incheon, sie befindet sich im Gelben Meer.
Das Training dauerte drei Jahre an und war außergewöhnlich hart. Sieben der ursprünglich 31 Mitglieder starben sogar dabei. Eines der Mitglieder starb an Müdigkeit, zwei wurden wegen Desertion hingerichtet. Ein weiteres Mitglied wurde hingerichtet, weil ein Trainer von diesem bedroht wurde. Drei weitere wurden hingerichtet, nachdem sie von der Insel geflohen waren, eine Frau gefangen nahmen und sie vergewaltigt hatten.
Zu ihrem geplanten Einsatz kam es dann aber nicht, denn die Stationierung wurde gestoppt und die Einheit offiziell aufgelöst, als sich die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea verbessert hatten. Von da an begannen sich die Ereignisse zu überschlagen.
Tag X: 23. August 1971
Die Einheit begann zu revoltieren. Sie lehnten sich gegen ihre Wachen auf, töteten die meisten von ihnen und übernahmen einen Überlandbus, der zwischen Incheon und Suwon verkehrte. Die nun noch 24 Mitglieder von Unit 684 planten, den Bus zum Blauen Haus zu lenken, um dort Präsident Park zu töten.
Es gab Medienberichte darüber, dass es sich bei der Gruppe um bewaffnete kommunistische Schläferzellen handeln sollte, die ähnlich wie die nordkoreanische Einheit 124 agieren sollten. In Daebang-dong (heute als Dongjak-dong bekannt) wurden sie von Militär und Polizei umstellt.
20 der 24 Mitglieder wurden erschossen oder begingen Selbstmordattentate mit Handgranaten, da sie erkannten, dass sie der Belagerung nicht entkommen konnten. Nur vier Mitglieder überlebten, und die wurden zum Tode verurteilt und von einem Militärgericht am 10. März 1972 hingerichtet.
Koreanische Regierung hielt Beweise zurück
Die südkoreanische Regierung versuchte sämtliche Beweise über diese Vorkommnisse zurückzuhalten. Bis in die 1990er Jahre wurden sämtliche Informationen darüber verschwiegen und auch danach waren Bürger auf Zeugen angewiesen, um Informationen darüber zu erhalten.
Als 2003 der Film Silmido produziert wurde, der auf diesen Ereignissen basiert, hielt die Regierung ihren offiziellen Bericht noch immer zurück. Dieser wurde erst 2006 veröffentlicht.
Erste Informationen drangen durch die Veröffentlichung eines Buches über die Einheit an die Öffentlichkeit. Nach wie vor bleiben aber viele Details rund um Silmido und die Unit 684 ein Rätsel, da alle Aufzeichnungen vernichtet wurden. So verbrannte zum Beispiel die Air Force unmittelbar nach der Hinrichtung der letzten vier Überlebenden sämtliche Dokumente.
So dachten zahlreiche Bürger bis zum offiziellen Bericht im Jahr 2006 lange, dass es sich tatsächlich um nordkoreanische Schläferzellen gehandelt hat.
Ein General namens Lee Saegyu soll Beweise dafür gefunden haben, was sich wirklich abgespielt hatte und wurde daraufhin nach Namsam gebracht, wo sich das Hauptquartier der KCIA befindet. Dort wurde er gefoltert.
Einer der überlebenden Aufseher, Yang Dongsu, wird heute folgendermaßen zitiert:
Sie revoltierten, weil sie das Gefühl hatten, dass sie nie die Chance bekommen würden, nach Nordkorea zu reisen und dass sie die Insel nie verlassen dürften. Sie waren verzweifelt.
Dabei gibt es sogar Indizien, dass die Wachen mit der Auflösung der Einheit sogar dazu angewiesen wurden, alle 24 Personen zu töten. Diese Theorie wird im Film Silmido aufgegriffen.
Handlung vom Film Silmido: Fakt oder Fiktion?
Nachdem ihre Mission zur Ermodung von Kim Ilsung abgeblasen wurde, erhielten die Wachen eine Anweisung, alle Mitglieder der Einheit 684 zu töten. Dadurch sollte diese Unternehmung geheim gehalten werden, denn man wollte die sich bessernden Beziehungen mit Nordkorea nicht aufs Spiel setzen. So entsteht eine Revolte, die sich dann weitestgehend mit den Informationen deckt, welche die Öffentlichkeit heute kennt.
Der Fahrer des übernommenen Busses erklärte Berichten zufolge, dass er von den Mitgliedern der Einheit erfahren habe, dass die Regierung sie auf der Insel einfangen und töten lassen wollte. Angehörige der hinterbliebenen Familien behaupten bis heute, dass dies der Wahrheit entsprechen würde und man versucht habe, das Projekt dadurch geheim zu halten. Hier heißt es sogar, dass die Mitglieder in jedem Fall getötet worden wären – auch, wenn sie ihre Mission erfolgreich vollbracht hätten.
Einer der überlebenden Wachen, Kim Yitae, wurde einmal vom Korea Herald folgendermaßen zitiert:
Ich war einmal sehr frustriert, also habe ich meinen Chef gefragt: „Soll ich sie alle töten?“ aber es war nur Gerede und nie wurde ein solcher Befehl von meinen Vorgesetzten erteilt.
Schadensersatz für hinterbliebene Familien
Im Jahr 2009 verklagten die Familien von 21 Mitgliedern aus der Einheit die Regierung auf eine Entschädigung. Es ging damals um 670 Mio. Won, umgerechnet rund 500.000 Euro.
Am 19. Mai 2010 erhielten sie vom zentralen Bezirksgericht in Seoul eine Entschädigungszahlung von insgesamt 273 Mio. Won, umgerechnet rund 200.000 Euro.
Damals stellte das Gericht fest, dass
die Silmido-Agenten wurden nicht über die Gefahren ihrer Ausbildung informiert, und die Härte der Ausbildung verletzte ihre grundlegenden Menschenrechte.
Auch wurde den Hinterbliebenen der emotionale Schmerz seitens des Bezirksgerichts eingeräumt, den die Regierung damit verursacht habe, als sie den Tod der Agenten erst 2006 offiziell gegenüber den Familien bekanntgegeben haben.
Wahre Umstände sind bis heute unklar
Bis heute hat sich die Regierung nicht eindeutig dazu geäußert, was nun mit der Einheit passiert wäre, wenn sie die Mission erfolgreich abgeschlossen hätten. Dadurch ist auch nach wie vor nicht eindeutig belegt, ob es sich tatsächlich um eine reine Revolte, oder um einen Überlebenskampf der Einheitsmitglieder gehandelt hat.