Es gibt Fans. Sie verehren ihre Idole, kaufen ihr Merchandise und freuen sich wie bolle, wenn sie Gelegenheit dazu haben, ihre Konzerte zu besuchen. Abends schauen sie gerne bei einer leckeren Packung Ramyun ein paar V-Live-Videos oder andere lustige Aufnahmen von Interviews und Behind The Scenes.
Und dann gibt es noch die anderen Fans. Sie sind so versessen auf ihre Lieblinge, dass ihre Einstellung gerade noch haarscharf an der eines Sasaeng Fans vorbeizieht. Sie machen eine oder mehrere Hallyu Stars zu ihrem omnipräsenten Lebensinhalt und wollen so dringend Koreanisch wirken, dass sie sich nicht selten sogar dafür unters Messer legen. Diese Sorte von Fans nennt man gerne auch Koreaboos. Sie sind so extrem, dass andere Fans sich zumeist von ihnen gestört fühlen und sie schnell den Fremdschäm-Modus einschalten. Das beste Beispiel, welches eigentlich pausenlos die Runde macht, sobald es um Koreaboos geht, ist die how do I make oppa sarang me Geschichte, welche immerzu durch das Internet kurvt.
Alles in allem also ein nicht sehr liebevolles Wort, das sich Fans da für die ganz extremen Personen aus den eigenen Reihen ausgedacht haben.
Wenn man koreanische Musik, Doramas, die koreanische Kultur und auch die Sprache gern hat und dies aktiv in seinem eigenen Leben einbringt, hat das etwas mit Hobbies und persönlichen Interessen zu tun. Doch wenn die Leute es zu weit treiben, die Sprache unangebracht verwenden und KPOP Fankultur dann ins Gespräch bringen, wenn es nicht angebracht ist, wirft das ein falsches Licht auf uns alle – und das ist nicht gut so!
Internationale KPOP Fans scheinen geschlossen gegen Koreaboos zu stehen. Meist steht dies damit im Zusammenhang, dass sie Angst haben, dadurch selbst in eine falsche Schublade gesteckt zu werden. Aber sehen das Koreaner wirklich so eng?
Koreaner lieben es, dass KPOP international ankommt!
Die unterschiedlichsten koreanischen YouTuber machen es sich regelmäßig zur Aufgabe, durch die Straßen von Seoul zu schlendern und alle möglichen Personen danach zu fragen, was sie eigentlich von Koreaboos halten.
Dabei wird stets schnell klar: Man freut sich darüber, dass die eigene Kultur außerhalb des Landes einen solchen Anklang findet. Immerhin ist es eine gute Werbung für das eigene Land und das kann die Wirtschaft ordentlich ankurbeln.
Sobald erklärt wird, worum es beim Begriff des Koreaboos geht, kennen ihn die Befragten in der Regel noch gar nicht. Eine Meinung zu solch extremen Fans haben sie natürlich trotzdem.
Ich glaube, die haben so eine Art Fantasie über Idol-Bands. So als würden die nicht aufs Klo müssen, wie jeder andere oder so etwas. Aus einem Video von 원이어
Koreaboos gelten also als unreif, ein wenig tagträumerisch womöglich. Auf der anderen Seite finden es zum Beispiel viele ganz normal, dass sich Koreaboos selbst koreanische Namen verpassen. An dieser Stelle ist es natürlich hilfreich zu wissen, dass sich jeder dritte Jugendliche in Korea heutzutage selbst einen englischen Namen gibt. Dass das von anderen Nicht-Koreanern als seltsam empfunden wird, kann man trotz allem nachvollziehen.
Geht es aber um das Zweckentfremden der koreanischen Sprache, sind die Meinungen schonmal stärker gespalten.
Eine Grenze sollte klar definiert sein
„I sarang him so much.“, ist ein Satz, der noch nicht ganz so unkompatibel ist, wenngleich es eher ungewohnt klingt. Für Koreaner macht das aber noch keinen nervigen Koreaboo aus, denn auch hier gilt: Die koreanische Sprache ist voller englischer Wörter. Aber: Es muss trotz allem einen Sinn ergeben und nicht deshalb erfolgen, weil man als Fan besonders auffallen möchte.
Geht man von uns Koreanern aus, sagen wir ja auch nicht „Hello“, wenn wir ans Telefon rangehen, nur um zu wirken, als könnten wir gut Englisch. Das würde dann nur passieren, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Aus einem Video von JAYKEEOUT x VWVB
Trotzdem fände man es ziemlich cool, wenn diese Vermischung der Sprachen aus einem Interesse für die Kultur heraus passiert. Dass man dieses dann wiederum auf eine Band oder einen bestimmten Bias fixiert, fänden die meisten Befragten schade.
Ich fluche zum Beispiel oft auf Englisch. F*ck sagt man hier bei uns einfach ganz oft. Genauso kann das ja auch mit Koreanisch sein. Während ich das so erkläre, kann ich auch auf Englisch sagen: „You know what I’m saying?“, weil es gut passt. Nicht gut ist, wenn man es mit purer Absicht macht, nur um damit anzugeben, dass man Koreanisch kann. Aus einem Video von JAYKEEOUT x VWVB
Unterm Strich gilt also: Die Grenze beginnt da, wo man die eigene Kultur verleugnen würde, nur um möglichst Koreanisch zu wirken. Das kann so weit gehen, dass man nur koreanische Männer (oder Frauen) als Partner haben möchte, oder dass man sogar behauptet, man sei von nun an Koreaner.
Ist man Koreaboo, weil man nach Korea auswandert? Wer so weit geht, in einem anderen Land leben zu wollen, hat sich in der Regel so weit mit dessen Kultur und Lifestyle auseinandergesetzt, dass dies der Bedeutung eines Koreaboos in keiner Weise mehr gleichkommt. Man verleugnet dabei ja auch nicht automatisch die eigene Herkunft, sondern findet womöglich im neuen Zielland ein paar Dinge, die man schlichtweg interessanter findet, als beispielsweise die Gebäude aus anderen Ländern. Integration hat letzten Endes auch weder mit der Hallyu Wave, noch mit Aegyo oder anderen Dingen zu tun, die klassische Koreaboos für sich vereinnahmen.
Koreaner reagieren auf Koreaboos