Wer sich in Korea als Ausländer niederlassen will, kommt nicht daran vorbei, sich dort um einen Beruf zu bewerben. In diesen Dingen unterscheidet sich das Land zwar nicht maßgeblich von den Bewerbungsmaßstäben, die wir hierzulande etwa gewohnt sind, aber ein paar Informationen darüber können dennoch nicht schaden.
Professionell zu wirken, ist natürlich das sogenannte A und O bbei einem Beruf in Korea. Einem Arbeitgeber ist es wichtig, dass sein Mitarbeiter eine gewisse Bindung zur Firma aufbaut – und sich dabei auch mit seinen Kollegen gut versteht. Mobbing am Arbeitsplatz kommt in Korea genau genommen eher selten vor, was man in den Doramas sieht, darf man nun eben doch nicht allzu ernst nehmen. Natürlich hat auch das mit Professionalität zu tun – denn selbst, wenn man seinen Kollegen nicht mag, darf man sich nicht die Blöße geben, das offen zu zeigen. Nichts rechtfertigt das. Allerdings liegt auch hier der Hund begraben – zu sehr mit dem Kollegen zu schekern wirft nämlich auch kein so gutes Licht auf einen selbst. Die goldene Mitte zu finden ist die besondere Aufgabe, die hier vor einem liegt…
Profesionell zu sein ist zunächst natürlich auch bei der Bewerbung wichtig. Unternehmen, die eine gewisse Größe erreicht haben, teilen sogar schon dementsprechende Bewerbungsformulare an ihre Interessenten aus – manche werden vielleicht sogar welche in Englisch führen, aber die Chance hierauf ist eher gering.
Wichtig ist, das Dokument auf jeden Fall fehlerfrei abzugeben – denn andernfalls wird dies das erste sein, was eine Firma über einen im Hinterkopf speichert und dann sind die Chancen auf den Job gleich null.
Die 3 goldenen Regeln: Profesionalität, Perfektion und Respekt!
Das Deckblatt der Bewerbung stellt die Stimme dar, die man dem Unternehmen vertredend für sich selbst entgegen bringt, da es schließlich auch das erste ist, was von der Bewerbung gesehen wird. Wie auch hierzulande stellt ein kurzer Text jenes Deckblatt dar. Beim eigentlichen Bewerbungsschreiben und dem Lebenslauf gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten:
- Ordnung und Sauberkeit: Mit geordneten Worten zeigt man dem Unternehmen, dass man durchaus in der Lage ist, seine Arbeit später einmal ebenfalls so organisiert anzugehen.
- Einleitung der Biografie: Der vollständige Name, die Adresse, E-Mail Adresse und die Telefonnummer mitsamt der Ländervorwahl sollten auf jeden Fall hier enthalten sein. Zusätzlich könnt ihr jede weitere Kontaktmöglichkeit hier hinzufügen, die ihr als wichtig befindet.
Nachdem ihr euch damit vorgestellt habt, sollte ein kurzer und bündiger Absatz darüber folgen, weshalb ihr für den Job geeignet seid. Verzichtet möglichst auf blumige Ausdrucksweise und Wörter, die jene Sätze nur in die Länge ziehen werden; im Koreanischen gibt es so etwas kaum. Bleibt kurz und bündig und vor allem ehrlich, ohne dabei arrogant zu wirken. Zeigt ruhig, dass ihr überzeugt von euch selbst seid. - Ziel der Bewerbung: Erklärt in ein oder zwei kurzen Sätzen, für welche Position ihr euch bewerbt und weshalb. Das zeigt eurem womöglich späteren Arbeitgeber, dass ihr klare Ziele vor Augen habt und ihr euch gedanklich bereits in das Unternehmen eingebunden habt.
- Erfahrung und Ausbildung: Hier werden nun schließlich sämtliche Ausbildungen sowie eure bisherige berufliche Praxis aufgelistet. Begonnen beim aktuellsten und beim ältesten endend werden die Namen der Unternehmen genannt, für die ihr gearbeitet habt und zudem die Positionen, die ihr dort erreicht habt. Falls eure schulische Ausbildung mit dem Job zu tun hat, für den ihr euch bewerbt, schreibt ihr diese nach der Aufzählung eurer Berufe hinzu. Grundschule und dergleichen wird nicht hinzugefügt. Falls ihr bereits im Ausland studiert habt oder ein Jahr während der Pflichtschule als Austauschschüler verbracht habt, ist es allerdings doch empfehlenswert, dies in eure Liste mitaufzunehmen.
- Referenzen: So etwas empfiehlt sich, denn sollte das Interesse seitens des Arbeitgebers bestehen, eure früheren Arbeitgeber über euch zu kontaktieren, muss er dafür nicht extra Mühen auf sich aufnehmen. Achtet hier aber auf jeden Fall darauf, dass von euch gelistete Personen oder Unternehmen auch durchaus gut darin sind, sich in der englischen Sprache zu verständigen, andernfalls wirkt das eher unprofessionell.
Wer es zum Bewerbungsgespräch geschafft hat, darf sich nun nicht davon verunsichern lassen, wenn er in dem jeweiligen Unternehmen zum abgemachten Termin abgelangt ist und dann jede Menge weitere Bewerber dort vorfindet. So etwas ist in Korea durchaus nicht unüblich und wer sich hier Unsicherheit anmerken lässt, kassiert dafür Minuspunkte.
Durchaus – das Bewerbungsgespräch mag für jemanden, der nicht aus Korea stammt und die dortige Kultur nicht in seiner Vollständigkeit versteht, eher befremdlich und unangenehm sein, aber auch so etwas sollte man sich besser nicht direkt an der Nasenspitze anmerken lassen. Bleibt höflich und beantwortet die Fragen, die da lauten könnten…
- Was arbeiten eure Eltern?
- Wie viel Alkohol vertragt ihr?
- Was macht ihr, wenn ihr nicht in diesem Unternehmen angestellt werdet?
- Wart ihr bereits einmal in einer Situation, in der ihr euch hilflos und verzweifelt gefühlt habt?
- Wie lange habt ihr vor, für dieses Unternehmen zu arbeiten?
- Wofür plant ihr euer erstes Gehalt auszugeben?
- Wie viele Freunde habt ihr?
- Wie fühlt sich das für euch an, so weit von euren Eltern entfernt zu leben?
Hinzu kommen noch ein paar Fragen, mit denen besonders die weiblichen Bewerber zu rechnen haben:
- Wie steht ihr als Frau dazu, eine Vorgesetzte zu sein?
- Wie viele Jahre denkt ihr, dass ihr arbeiten werdet?
- Was macht ihr mit eurem Job, wenn ihr heiratet?
- Befindet ihr euch im Moment in einer Beziehung / datet ihr jemanden?
- Was haltet ihr von einer Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen?
- Wie lange braucht ihr, um euer Make Up aufzutragen?
Da es bei diesen Fragen grundlegend darum geht, ob ihr zur koreanischen Kultur und damit auch weiterführend zur vorherrschenden Unternehmenskultur passt, ist es besonders wichtig, diese offen und ehrlich zu beantworten.
Gibt es auch hier goldene Regeln?
Versteht eure Position. Ergreift die Initiative (besonders als Ausländer) und verbeugt euch als erstes, schließlich befindet ihr euch in der hierarchisch untergeordneten Position gegenüber dem Gesprächsführenden. Sich gegenseitig die Hände zu schütteln ist persönlicheren Bindungen vorbestimmt und falls euer Gegenüber euch nicht durch den Umstand, dass ihr ein Ausländer seid, zuerst die Hand reicht, streckt auch eure nicht nach ihm aus.
Unterbrecht ihn nicht. Was auch immer derjenige gerade sagt, mit dem ihr das Bewerbungsgespräch führt, ihr dürft dies keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen und seid angehalten, ihm stets eure volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist ein Zeichen des Respekts, demjenigen die Kontrolle über das Gespräch zu überlassen.
Sprecht bescheiden. Ganz gleich, ob ihr über eure Berufserfahrungen sprecht oder ob ihr zu persönlichen Lebensbereichen befragt werdet – die Zeit, in der ihr von euch selbst überzeugt geschrieben habt, ist vorbei. Nun ist Bescheidenheit der große Knackpunkt, mit dem alles steht und fällt. Auch hier gilt es allerdings, die goldene Mitte zu finden, um am Ende nicht etwa eingeschüchtert zu wirken. Arroganz ist Gift für Unternehmen und wird euch sofort ins Aus befördern.
Zeigt Interesse. Einer der wichtigsten Punkte während des Bewerbungsgesprächs ist es, dass ihr auf Herz und Nieren geprüft werdet, wie loyal ihr dem Unternehmen gegenüber stehen werdet. Euer womöglich zukünftiger Chef weiß hier längst über eure Qualitäten und Statistiken Bescheid. Es ist entscheidend, ihn mit eurem Verhalten davon zu überzeugen, dass ihr diesen Job wollt und wirklich in dieses Unternehmen wollt.