Große Sorge wegen Südkoreas neuem Präsidenten – darum geht’s
picture credit: 중앙선거관리위원회; Zentrale Wahlkommission Koreas

Yoon Sukyeol wurde zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt. Und zahlreiche Bürger sind in großer Sorge darüber. Ich will euch nun erklären, warum das so ist und welche Dinge aus seiner Vergangenheit und seinem privaten Umfeld dafür verantwortlich sind, dass nun viele koreanische Bürger Angst haben, was die Zukunft birgt.

Mit Yoon hat erneut ein konservativer Politiker die Präsidentschaftswahl gewonnen. Anhängern der konservativen Seite wird nachgesagt, dass sie frauenfeindlich seien. Dazu gehe ich gleich noch ins Detail. Nur knapp hat Yoon es geschafft, seinen Rivalen Lee Jaemyung zu schlagen. Sein Wahlsieg hatte weniger als ein Prozent Vorsprung. Das alleine ist ein Zeichen dafür, wie bitter gespalten die Politik in Südkorea aktuell ist.

Ein paar Infos über Yoon Sukyeol

Erst letztes Jahr ist Yoon in die Politik eingetreten. Popularität erhielt er insbesondere deshalb, da er die frühere konservative Präsidentin Park Geunhye wegen Bestechung und Korruption angeklagt hatte. Das führte damals dazu, dass sie entmachtet wurde. Aktuelle News zu Park Geunhye findet ihr übrigens hier.

In Korea wurde Yoon mehrfach mit dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump verglichen – hauptsächlich aber wegen seines Quereinstiegs. Aber er ist auch dafür bekannt, sich im Ton zu vergreifen. So musste er während seines Wahlkampfs eine Bemerkung zurücknehmen, dass der ehemalige Diktator Chun Doohwan gut in Politik gewesen sei – Chun war 1980 für das damalige Massaker an Demonstranten verantwortlich. Auch bekannt als Gwangju-Aufstand, zu dem ihr hier mehr lesen könnt. Chun ist im November 2021 verstorben.

Was auch wichtig zu wissen ist: Er sagte während seinem Wahlkampf, dass er als Präsident darauf abzielen wird, eine Technologie zu entwickeln, um einen Präventivschlag gegen Nordkorea durchzuführen, sollte Pjöngjang die südkoreanische Hauptstadt Seoul angreifen. Sanktionen gegen Kim Jonguns Regime würde er unterstützen, und dabei will er noch enger mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten. Auch China soll ein härteres Vorgehen seitens China zu spüren bekommen.

Seine Ansichten zur Außenpolitik stellen im Grunde einen starken Kontrast zu der von Moon Jaein, seinem Vorgänger, dar. Dieser vermied es in erster Linie, eine Haltung einzunehmen, die China verärgern könnte. Immerhin gilt das Land als einer der wichtigsten Handelspartner Südkoreas.

Yoon wird vorgeworfen, Rufmord begangen zu haben

OhmyNews hat Indizien darüber gefunden, dass Yoon während seiner Kampagne rund 5.000 User eingesetzt hat, die in 120 verschiedenen KakaoTalk Chatrooms falsche Informationen über seinen Rivalen Lee verbreitet haben. Jenen Rivalen, gegen den er nur so knapp die Wahl gewonnen hat.

Diese seien direkt für seine Kampagne engagiert worden, wobei nun seitens seiner Partei behauptet wird, dass er nur zufällig Mitglied im besagten Hauptchat gewesen ist. Er sei zufällig darin eingeladen worden.

Verbindungen zur Shincheonji-Kirche & Wahlbetrug

Am 11. März tauchen zudem glaubwürdige Wahlbetrugsvorwürfe auf.

 

Yoon soll Verbindungen zur Shincheonji-Kirche haben und seine Kontaktpersonen schlichen sich in Wahllokale ein und erlaubten es dabei ausgewählten Personen, zweimal für ihn zu wählen. Dadurch wurde die südkoreanische Verfassung verletzt.

Er soll stark von seiner Ehefrau beeinflusst werden

Und seine Ehefrau soll darüber hinaus stark in Schamanismus involviert sein.

Als engster Berater des Ehepaars gilt Keonjin, der allgemeinhin als zwielichtiger Schamane bekannt ist. Sein Lebenstraum soll es schon früher gewesen sein, Lehrer des amtierenden Präsidenten zu werden. Aber auch andere Schamanen sollen zum nahen Umfeld des Ehepaars gehören, die keine legitimen religiösen Führer sind.

Seine Frau hat sich schon zahlreichen kriminellen Vorwürfen gegenübergesehen. Einer davon dreht sich darum, dass sie Aktien manipuliert haben soll. Vereinzelten Berichten aus koreanischen Medien zufolge soll sie ihren Ehemann vollkommen kontrollieren, wodurch im Grunde sie die Macht des Präsidialamtes gewinnen soll.

Auch seine Schwiegermutter hat eine kriminelle Vorgeschichte. Letztes Jahr wurde sie aufgrund von Betrug zu drei Jahren Haft verurteilt – später allerdings freigesprochen.

Die Konstellation mit den schamanistischen Beratern besorgt viele Bürger insofern, da sie an die Situation mit der ehemaligen Präsidentin Park Geunhye erinnert. Auch sie hatte mit Choi Soonsil einen Schamanen als Berater. Gemeinsam haben sie angeblich einen Präventivschlag gegen Nordkorea erwogen, um Park anschließend zur Präsidentin eines vereinten Koreas zu machen. Da er klare Worte in Bezug auf Nordkorea gefunden hatte, sehen hier viele Leute eine mögliche Parallele.

Yoons Ehefrau will Reporter verhaften lassen

Es wurden Tonaufnahmen von Yoons Ehefrau, Kim Keonhee, geleaked. Dabei ging es um ein Telefonat, in dem sie angab, Reporter verhaften zu lassen, sobald ihr Ehemann Präsident wird.

Unter Yoons Präsidentschaft wird Rückschritt im Feminismus befürchtet

Ein weiterer Kommentar, für den sich Yoon genauso wie auch seine Ehefrau später entschuldigen musste, ging in Richtung Feminismus. Dabei hieß es, dass sich Frauen nur dann im Rahmen der #MeToo Bewegung zu Wort melden würden, wenn sie nicht genug Geld von ihren Männern erhalten würden.

Yoon selbst würde sich aber als Feminist sehen. Seiner Ansicht nach sei der Feminismus eine Interpretationssache. So heißt es von ihm:

Ich denke, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Feminismus zu interpretieren. Wie ich in einer früheren Debatte sagte, ist der Feminismus eine Form des Humanismus, der anerkennt, dass geschlechtsspezifische Diskriminierung und Ungleichheit eine Realität sind, und es ist eine Bewegung, um dies zu korrigieren. Insofern sehe ich mich als Feminist.

Nachdem diese Aussage von ihm jedoch viral ging, wurde sich auf einen administrativen Fehler berufen. Man verteilte ein sogenanntes Originaldokument an koreanische Reporter. Dies sollte klarstellen, dass Yoon diese Antwort nicht genehmigt haben und dies ein „Fehler auf Arbeitsebene“ war. Man entschuldigte sich dafür, Verwirrung gestiftet zu haben.

In der geänderten Erklärung hieß es seitens Yoon dann:

Eine geschlechtsspezifische Trennung schafft unweigerlich einen blinden Fleck für die schwache Person und macht es schwieriger, die Probleme zu lösen. Daher werde ich so regieren, dass die Probleme des Einzelnen gelöst werden, anstatt Probleme nach Geschlechtern zu gruppieren.

Wenig später postete ein antifeministischer Aktivist diese Aussage auf seiner Facebookpage und versicherte seinen Anhängern, dass Yoon damit die Männer in 20ern und 30ern nicht verraten habe. Yoon sei damit kein Feminist.

Warum Feminismus es in Korea ohnehin schwer hat, könnt ihr hier nachlesen.