Friend

Im Crime-Drama Friend geht es um vier Jugendfreunde und wie sich deren Lebenswege trennen bzw. wieder kreuzen. Ein großer Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen biografischen Bedingungen, welche eben diese Lebenswege der Figuren fast schon vorzeichnen.

Der Musterschüler Sangtaek wird später einmal auf dem akademischen Pfad Karriere machen und die Welt bereisen. Klassenclown Joongho wird dem eigenen Heimatort treu bleiben und ein recht unauffälliges Leben führen. Der Sohn eines stadtbekannten Gangsters Joonseok gerät selber schon zu Jugendzeiten auf die schiefe Bahn, wird aber als Draufgänger von seinen Freunden bewundert. Und der körperlich starke aber auch recht introvertierte Sohn eines Bestatters, Dongsu, wird von den Dreien für seine kämpferische Natur respektiert und reift schon früh zum gedungenen Schläger für Joonseok. Eine Rolle, mit der sich Dongsu jedoch nicht begnügen wird. Denn er will seiner vorgezeichneten Laufbahn im Bestattungsunternehmen seines Vaters auf alle Fälle entgehen.

Schnell ein paar Infos

Originaltitel 친구
Erscheinungsjahr 2001
Genre Action, Drama
Filmdauer
118 Minuten
Wer streamt?
Regie Kwak Kyungtaek

Nach der Schule trennen sich die Wege der vier Freunde. Sangtaek und Joongho leben ein bürgerliches Leben, während sowohl Joonseok als auch Dongsu unabhängig voneinander als Kriminelle steile Karriere machen. Eine Entwicklung, die sie als ranghohe Mitglieder zweier rivalisierender Banden unaufhaltsam gegeneinanderstellt. Die Geschichte spielt in Busan und soll in Teilen autobiografisch auf den Erfahrungen von Regisseur und Drehbuchautor Kwak Kyungtaek fußen. Mittlerweile existiert auch eine Serie (Friend, Our Legend – 20 Folgen – 2009), welche die Handlung noch einmal vertieft aufgreift. Ferner existiert ein Fortsetzung (Friend: The Great Legacy – 2013). Auch bei diesen beiden Formaten war Kwak Kyungtaek der Regisseur. Seine Treue zu dieser Geschichte dürfte dabei jedoch nicht nur autobiografisch motiviert sein. Denn Friend war um die Jahrtausendwende einer der international erfolgreichsten koreanischen Filme überhaupt!

Vom Schicksal gezeichnet. Erzählt wird die Handlung aus Sicht von Sangtaek. Dieser ist möglicherweise die konstanteste Figur im Film. Sein akademisches Talent hat ihm die Tür zu einer erfolgreichen Karriere geöffnet, der er unbeirrt nachgeht. Demgegenüber ist Joonseok, dessen Vater bereits ein Krimineller war, die wohl tragischste Figur des Films. Zu Anfang erscheint er wie das größte Raubein. Einerseits rebellisch, andererseits aber auch er verroht, sodass man nicht so ganz weiß, was man von ihm zu halten hat. Doch gerade in seinen Gesprächen mit dem Musterschüler Sangtaek zeigt sich, wie sehr Joonseok eigentlich mit seinem eigenen Schicksal hadert.

Gleichwohl ihm die Mädels scheinbar zu Füßen liegen und er den Macho-Traum eines jungen Mannes auslebt, beneidet er Sangtaek. Denn Joonseok macht sich nur wenige Illusionen darum, wo ihn sein Weg hinführen wird. Und doch fühlt er sich dem ausgeliefert, weil er eigentlich nichts Anderes kennt und kann. Überhaupt ist die Beziehung zwischen Sangtaek und Joonseok die wohl innigste im Gespann dieser vier Freunde. Und der Wahlspruch von Joonseok: „Freunde müssen sich nicht beieinander entschuldigen.“, wird später noch eine tragische Dimension annehmen.

Starke Charaktere. Auch Dongsu, den eine zunehmend ambivalente Beziehung mit Joonseok verbindet, spielt im Laufe des Films eine immer wichtigere Rolle. Lediglich Joongho (der Klassenclown) ist als Figur extrem dünn gezeichnet und scheint im Film später nur noch zu Expositions-Zwecken da zu sein. Das geht so weit, dass der Film problemlos auch komplett ohne ihn auskommen könnte. Stattdessen sind es die Beziehungen von Sangtaek und Dongsu zu Joonseok, welche die Handlung des Films prägen und ihm emotionales Gewicht verleihen.

Hierbei ist vor allem das Schauspiel von Yu Ohseong positiv zu nennen. Er verkörpert Joonseok, die zweifelsohne vielschichtigste Figur des Films, und hat dabei die dominierende Präsenz in so ziemlich allen Szenen, in denen er vorkommt.

Es war einmal in Korea… Der Film verbindet recht gekonnt die Elemente einer Coming of Age Geschichte sowie jene eines Krimi-Dramas. In dieser Hinsicht wirkt er stark wie die koranische Antwort auf Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“. Die Stärke liegt dabei naturgemäß in der Figurenzeichnung und der Film verläuft dabei so melancholisch, wie man es bei der Prämisse erwartet.

Die zentralen Fragen drehen sich um den selbstverständlichen Wert von echter Freundschaft sowie darum, wie sowohl Schicksalsergebenheit als auch ein Aufbegehren gegen die eigenen Umstände Verbesserungen und Katastrophen bewirken können. Dabei werden diese Entwicklungen sehr authentisch und menschlich abgehandelt, wobei der autobiografische Hintergrund durchscheint.

Schauspieler

  • Yu Ohseong als Joon-seok
  • Jang Donggun als Dongsu
  • Seo Taehwa als Sangtaek
  • Jung Woontaek als Jungho
  • Kim Bokyung als Jinsook
  • Gi Jubong als Mustache
  • Lee Jaeyong als Schwertnarbe
  • Joo Hyun als Joonseoks Vater
  • Kim Joonbeom als junger Sangtaek
  • Kang Shinil als Sangtaeks Vater
  • Kwon Namhee als Sangtaeks Mutter
  • Park Namhee als Joon-seoks Mutter
  • Tiger JK as Gang-Boss Kim

Trailer

Fazit

Trotz dessen, dass ich bis hierhin größtenteils voll des Lobes für den Film bin, kann ich ihm “nur“ 3,5 Sterne geben. Friend ist zweifelsohne ein guter und einigen Aspekten sogar sehr guter Film. Allerdings ist der Umfang problematisch. Die Handlung, welche der Film erzählt, wirkt teilweise sehr plakativ, weil es einfach an Zeit fehlt, diese besser auszuarbeiten. Der Film eilt quasi durch die verschiedenen Lebensabschnitte der Figuren und spult dabei mehrfach um ein paar Jahre vor. Dadurch wirken viele Entwicklungen über das Knie gebrochen und haben gar nicht den gebührenden Raum, um glaubwürdig vollzogen zu werden. Hier bin ich tatsächlich sehr auf die Serie gespannt, die dieses formale Problem hoffentlich beheben konnte.