Die beiden Schwestern Sumi (Lim Sujeong) und Suyeon (Moon Geunyoung) kehren nach einem therapeutischen Aufenthalt in einer Heilanstalt wieder in ihr abgelegenes, ländliches Zuhause zurück. Dort leben sie mit ihrem Vater (Kim Kapsoo) und ihrer Stiefmutter Eunjoo (Yeom Jeongah), zu der sie ein, gelinde gesagt, reserviertes Verhältnis haben. Während die augenscheinlich labilere der beiden Schwestern, Suyeon, greifbare Angst vor der Stiefmutter hat, stellt sich ihre Schwester Su-mi schützend vor sie. Letztere empfindet nichts weiter als kalten Hass für die Stiefmutter, von der sie immer nur als „die Frau“ spricht. Sie verweigert ihr jede Anerkennung.
Originaltitel 장화, 홍련
Erscheinungsjahr 2003
Genre Horror
Filmdauer 110 Minuten
Wer streamt? –
Regie Kim Jeewoon
Als sich dann auch noch unerklärliche, geisterhafte Ereignisse im Haus abspielen, an denen allein der Vater entweder bewusst oder unbewusst keinen Anteil zu nehmen scheint, werfen sich immer mehr Andeutungen und Fragen auf. Diese scheinen in etwas unausgesprochen Schrecklichem zu wurzeln, sodass man sich als Zuschauer fragt: Steht man hier am Ende oder am Anfang einer Tragödie?
In der Ruhe liegt die Kraft. Eigentlich nerven mich Untertitel in Filmen, da ich sie häufig als ablenkend empfinde. Gleichzeitig ist ein Film in der Originalvertonung jedoch immer am organischsten, da man nur so das Schauspiel in seiner ganzen Breite erfassen kann. Das erste Mal sah ich A Tale of Two Sisters in der Originalvertonung. Dort störten mich die Untertitel jedoch nicht im Geringsten. Denn A Tale of Two Sisters ist ein sehr stiller Film. Es findet nur eine sehr fein dosierte Exposition durch Dialog statt. Das bedeutet, die Deutungshoheit liegt zum Großteil beim Zuschauer, was durchaus so gewollt ist. Fast wie in einem Krimi, ertappt man sich beim ersten Schauen, mitzuraten, was hier wohl vorgefallen sein mag, dass der Haussegen derart schief hängt. Als sich stetig weiterentwickelnder Anhaltspunkt dienen allein die Beziehungen zwischen den Figuren und diverse Symbole, die aber bewusst obskur gehalten sind. In eben diesen Dienst stellt sich auch der Dialog, der bestehende Konflikte ganz klar andeutet, diese jedoch lange Zeit nicht erklärt.
Dadurch können sich im Plot ein paar Längen einschleichen, weil das Erzähltempo sehr niedrig ist. Dennoch hat A Tale of Two Sisters mich zu keiner Sekunde gelangweilt. Atmosphärisch verlor der Film niemals an Spannung. Und stets ertappte ich mich als Zuschauer dabei, meine Sympathien und Antipathien für die vier Figuren zu hinterfragen, wenn sich Neues andeutete, was deren Verhalten in ein anderes Licht rückte.
Die Kameraarbeit ist gemäß dieses Fokus perspektivisch stets nahe an den Darstellern, übernimmt oftmals gar direkt deren Blickwinkel. Die musikalische Untermalung bleibt stets subtil und schwankt zwischen Melancholie und Bedrohung.
Horror der subtilen Art. Was dem Film in den Augen mancher Zuschauer zum Nachteil gereichen könnte, ist eine falsche Erwartungshaltung. Leider impliziert der deutsche Trailer hier einen sehr klaren Gruselfilm, der eher an fernöstliche Horrorfilme wie The Grudge oder The Ring zu erinnern scheint. Auch wenn entsprechende Elemente in diesem Film durchaus vorkommen, so sind sie jedoch nicht der Mittelpunkt des Films. Hier geht es durchweg um die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Denn gleichwohl sie alle unter einem Dach leben, scheinen der Vater, die Stiefmutter und die beiden Schwestern emotional in totaler Isolation voneinander zu leben. Allein die beiden Schwestern sind einander herzlich gesonnen.
Der Schrecken dieses Films liegt nicht in geisterhaften Erscheinungen, sondern in etwas sehr viel Weltlicherem: dem bedrückenden Gefühl, fremd im eigenen Haus und unter den eigenen Mitmenschen zu sein. A Tale of Two Sisters ist ein grimmiges Drama, wenn auch mit klaren, ästhetischen Horror-Anleihen. Doch das Thema ist ein Anderes.
Schauspieler
- Lim Sujeong als Sumi
- Moon Geunyoung als Suyeon
- Yeom Jeongah als Stiefmutter
- Kim Kapsoo als Vater
Trailer
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Fazit
A Tale of Two Sisters ist ein sehr kompetent konstruierter und präsentierter Film, dessen einziger Malus mögliche erzählerische Längen in der Mitte des Films sein könnten. Wobei das aber auch dem kammerspielartigen Umfang des Films geschuldet ist, der seinen Schauplatz, das Landhaus, kaum verlässt und sich treu ergeben um die vier genannten Figuren dreht. Die größte Stärke des Films besteht für mich darin, dass er geschickt mit der Erwartungshaltung und den Sympathien sowie Antipathien des Zuschauers spielt. Es ist tatsächlich einer dieser Filme, den man nach dem ersten Mal möglichst bald wieder sehen will. Da sich der Film bei abermaligem Anschauen perspektivisch zum Teil ganz anders darstellt. Einmal geschaut und schon verdaut ist hier nicht drin. Und das, Ladies and Gentlemen, ist die Handschrift eines großartigen Films!
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